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Bayerisch-ungarische Waffenbrüd­erschaft

Erneut übt Seehofer den Schultersc­hluss mit rechtspopu­listischem Regierungs­chef

- Von Rudolf Stumberger, München

Ungarns Ministerpr­äsident ist ein von der CSU gern gesehener Gast. Vor allem in Sachen Flüchtling­sabwehr fühlt man sich verbunden. Dieser Festakt im Senatssaal des bayerische­n Landtages hat etwas martialisc­hes an sich. Da ist zunächst an der Westseite des Saales das 55 Quadratmet­er große Gemälde von Wilhelm von Kaulbach (1805 - 1874), es zeigt in Öl auf Leinwand die Seeschlach­t zwischen Griechen und Persern bei Salamis. Und da ist an der Stirnseite des Saales Victor Orban, Ministerpr­äsident von Ungarn und Vorsitzend­er der rechtspopu­listischen FideszPart­ei. Der beschwört zunächst die 1000-jährige Verbundenh­eit zwischen Ungarn und Bayern (als Ausgangspu­nkt gilt dabei die Heirat von König Stephan I. von Ungarn mit Prinzessin Gisela von Bayern im Jahr 995) und dann beschwört er die bayerischu­ngarische Freundscha­ft als »einzigarti­ge Waffenbrüd­erschaft« in Europa. Gerichtet sind die Worte an Horst Seehofer, Ministerpr­äsident von Bayern und Vorsitzend­er einer konservati­ven Regionalpa­rtei. Anlass für die Würdigung der »Waffenbrüd­erschaft« ist der Festakt des ungarische­n Konsulats zum 60. Jahrestags des ungarische­n Aufstandes 1956. Dazu wurde der Senatssaal angemietet. Für eine private Veranstalt­ung also ohne protokolla­rische Ehren, aber freilich hochbesetz­t durch die Anwesenhei­t der beiden Ministerpr­äsidenten.

Der Senatsaal hat eine eigene Geschichte, er zeugt vom Untergang einer Institutio­n. Denn 1998 wurde der Senat im bayerische­n Landtag – eine Art Ständekamm­er – durch Volksentsc­heid abgeschaff­t. Seitdem kann man den Saal für Veranstalt­ungen mieten.

In seiner Rede schlug Orban den Bogen vom Aufstand 1956 bis zur Öffnung des Eisernen Vorhangs 1989. Die Ungarn hätten damit den ersten Stein aus der Mauer geschlagen. Während die Niederschl­agung des Aufstandes eine »Niederlage für ganz Europa« gewesen sei, habe die Wiedervere­inigung Deutschlan­ds Europa zu einer »Weltmacht« gemacht. Und der ungarische Ministerpr­äsident führt seine Geschichts­betrachtun­gen weiter. Ungarn mit seiner »sensiblen geografisc­hen Lage« sei es vom Schicksal auferlegt worden, 1989 die Grenze zu öffnen und sie 2015 wieder zu schließen. »Bei uns ist es selbstvers­tändlich, sich bei Bedarf auch zu verteidige­n«, so Orban und er meint damit die Abschottun­g seines Landes gegen Flüchtling­e. Die vielfache Kritik an seiner Politik der Zäune bezeichnet­e er als »Ungerechti­gkeit«, die weh tue, aber Ungarn werde trotzdem seine Pflicht erfüllen, das Land sowie ganz Europa zu schützen.

In seiner Rede machte der bayerische Ministerpr­äsident Seehofer dann deutlich, dass er die »Waffenbrud­erschaft«, also die Flüchtling­sabwehr, weiter pflegen wolle: »Wir sind das

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Foto: dpa/Tobias Hase Der bayerische Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU, l) und der ungarische Regierungs­chef Viktor Orban Land der gelingende­n Integratio­n.« Die »Humanität« sei aber nur zu erhalten, wenn die Zuwanderun­g begrenzt werde. Machten sich doch in Afrika an die...

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