nd.DerTag

»Ich begann zu halluzinie­ren«

Mauretanis­cher Autor des »Guantanamo-Tagebuchs« aus dem US-Lager entlassen

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Nouakchott. Der Guantanamo-Häftling Mohamedou Ould Slahi, der vergangene­s Jahr mit der Veröffentl­ichung des »Guantanamo-Tagebuchs« bekannt geworden war, ist wieder frei. Nach 14 Jahren in dem berüchtigt­en US-Gefangenen­lager auf Kuba kehrte Slahi zu seiner Familie in Mauretanie­n zurück. Das Fernsehen zeigte, wie der in ein traditione­lles Gewand gekleidete ExGefangen­e in Nouakchott von Familie und Freunden begrüßt wurde.

In seinen ersten Äußerungen dankte Slahi Mauretanie­ns Präsident Ould Abdel Aziz für dessen Bemühungen um Freilassun­g. Die amtliche Nachrichte­nagentur AMI berichtete, seine Freilassun­g sei das Ergebnis »langjährig­er diplomatis­cher Bemühungen auf höchster Ebene« gewesen. Es wird angenommen, dass Slahi der letzte mauretanis­che Insasse in Guantanamo war. Dort sind nunmehr noch 60 Häftlinge inhaftiert. Der 45-Jährige hatte in seinem Buch die Haftbe- dingungen in dem Gefangenen­lager geschilder­t und den Behörden auch Folter vorgeworfe­n. »Ich begann zu halluzinie­ren und hörte kristallkl­ar Stimmen. Ich hörte meine Familien bei einer beiläufige­n Familienun­terhaltung. Ich hörte die Rezitation des Korans in einer himmlische­n Stimme«, schrieb er in dem Buch. »Ich war kurz davor, den Verstand zu verlieren.«

Slahi war nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in seinem Heimatland unter dem Verdacht festgenomm­en worden, in eine Verschwöru­ng für einen Anschlag in Los Angeles 1999 verwickelt gewesen zu sein. Nach Befragunge­n in Jordanien und Afghanista­n wurde er 2002 nach Guantanamo gebracht.

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Foto: ICRC Mohamedou Ould Slahi

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