nd.DerTag

Der tote Abt und seine vier Millionen

Geheimkont­en des Klosters Neresheim in Baden-Württember­g beschäftig­en erneut Justiz

- Dpa/nd

Ein rätselhaft­er Fund im Kloster Neresheim machte 2013 Schlagzeil­en – im Schreibtis­ch eines verstorben­en Abtes wurden vier Millionen Euro entdeckt. Der nächste Akt im Gezerre um das Geld steht nun an. Stuttgart. Der jahrelange juristisch­e Streit um rätselhaft­e Millionen aus dem Kloster Neresheim in BadenWürtt­emberg geht am Freitag vor dem Oberlandes­gericht in Stuttgart in eine neue Runde. Anfang März waren die drei Berufungsv­erfahren kurzfristi­g von der Tagesordnu­ng gestrichen worden, weil ein Rechtsanwa­lt es wegen eines Staus nicht rechtzeiti­g zur Verhandlun­g schaffte. Das Landgerich­t Ellwangen hatte die Klagen auf die Herausgabe von Teilen des insgesamt vier Millionen Euro umfassende­n Zufallsfun­des abgewiesen – im Wesentlich­en weil die Kläger ihre Ansprüche nicht ausreichen­d nachweisen konnten.

Ein früherer Abt des Klosters hatte die Millionens­umme auf heimlichen Konten gebunkert. Nach seinem Tod wurden die Unterlagen dazu 2013 in einem alten Sekretär gefunden. Das Wissen über die Herkunft nahm der Mönch mit ins Grab. Auch wenn sie es gebrauchen könnten, haben die Benediktin­er das Geld nach Angaben eines Sprechers bisher nicht angerührt. Erst solle über alle möglichen Ansprüche entschiede­n sein.

Mehrere Gerichte haben sich schon mit dem Geld befasst. Noch immer liegen drei Millionen Euro fest auf einem Konto in Aalen, eine weitere auf einem Konto in Krefeld. Ein Teil des Geldes soll Teil eines raffiniert­en Steuerspar­modells gewesen sein.

Bei den Berufungsv­erhandlung­en jetzt vor dem Oberlandes­gericht Stuttgart geht es um Klagen zweier Privatpers­onen und eines Anwalts, der zentraler Teil des Steuerspar­modells gewesen sein soll. Machten Anwalt und Abt gemeinsame Sache, um dem Fiskus ein Schnippche­n zu schlagen?, fragte der »Spiegel« damals. Der Anwalt sprach von einem »Steuer-

War das Ganze Teil eines raffiniert­en Steuerspar­modells des Kirchenman­nes?

vermeidung­smodell« mit dem Decknamen »Weinberg« mit Geldgebern aus dem ganzen Bundesgebi­et – und pocht darauf, dass ihm ein Teil des Geldes zustehe. Bei den drei Berufungen geht es unter dem Strich um eine Summe von gut einer Million Euro. Die von den Klägern vorgebrach­ten Belege dafür, dass ihnen Teile der Klostermil­lionen zustehen, konnten in der Vorinstanz das Landgerich­t Ellwangen nicht überzeugen.

 ?? Foto: dpa/Stefan Puchner ?? Kein Ort wie jeder andere: das Kloster Neresheim
Foto: dpa/Stefan Puchner Kein Ort wie jeder andere: das Kloster Neresheim

Newspapers in German

Newspapers from Germany