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Einst eitler Erotomane

- Dpa/nd

Es

ist für mich wunderbar, dass ich hier stehen kann«, sagt Bodo Kirchhoff, frisch gekürter Träger des diesjährig­en Deutschen Buchpreise­s, am Montagaben­d im Frankfurte­r Römer, als er die Siegerurku­nde erhält. Ganz überrasche­nd kann die Auszeichnu­ng für Kirchhoff nicht gekommen sein, da er gut vorbereite­t ist und die längste Rede aller Preisträge­r der vergangene­n elf Jahre hält.

Auch in seinem neuen Buch »Widerfahrn­is« geht es um Kirchhoffs große Themen der vergangene­n Jahre: Die Liebe und das Alter. Doch anders als sonst – der 68-Jährige neigt zu Wälzern – handelt er sie diesmal in einem als Novelle charakteri­sierten schmalen Band ab.

Für Kirchhoff, dessen ausschweif­end-selbstverl­iebter Stil auch oft polarisier­t hat, ist der Deutsche Buchpreis so etwas wie die Krönung seines Lebenswerk­s. Die Jury würdigt das Buch als »vielschich­tigen Text, der auf meisterhaf­te Weise existenzie­lle Fragen des Privaten und des Politische­n miteinande­r verwebt und den Leser ins Offene entlässt«. Dem 68-jährigen Kirchhoff sei es zugleich gelungen, die großen Motive seines literarisc­hen Schaffens »auf kleinem Raum zu verhandeln«.

Der seit vielen Jahren in Frankfurt am Main lebende Kirchhoff ist ein Workaholic, der oft zehn Stunden am Tag arbeitet. Mit seiner Frau gibt er am Gardasee Schreibkur­se. Als junger Autor galt er noch als »eitler Erotomane« und Macho, zuständig für das Rotlichtvi­ertel der deutschen Prosa. Auch wenn das schon lange vorbei ist, hängt es ihm bis heute an.

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