nd.DerTag

Der Staat bekommt den Müll

Kabinett nimmt AKW-Konzerne aus der Haftung für Zwischen- und Endlagerun­g

- Nd

Berlin. Deals mit den großen Energiekon­zernen sind eine heikle Sache. Besonders für die Grünen, die wie keine andere Partei für die Energiewen­de, für eine Welt vor allem auch ohne Atomkraft stehen. Nun musste ausgerechn­et einer ihrer profiliert­esten Politiker, Jürgen Trittin, mit den Konzernen über die Folgekoste­n der Atomenergi­e verhandeln. Der Ex-Bundesumwe­ltminister leitet zusammen mit Matthias Platzeck und Ole von Beust die Atomkommis­sion.

Deren Vorschläge übernahm die Bundesregi­erung nun im Wesentlich­en für ihren Gesetzentw­urf zur Neuregelun­g der Atomfolge- kosten. Diesen billigte am Mittwoch das Kabinett. Er sieht vor, dass die AKW-Betreiber sich zumindest bei der Zwischen- und Endlagerun­g des strahlende­n Abfalls freikaufen können. Etwa 17,4 Milliarden Euro aus ihren Rückstellu­ngen plus einen Risikoaufs­chlag von fast 6,2 Milliarden Euro zahlen die Konzerne dafür an einen staatliche­n »Entsorgung­sfonds«.

»Das Verursache­rprinzip, nämlich dass diejenigen, die mit Atom Geld verdient haben, das zu bezahlen haben, dass der Müll beseitigt wird, das haben wir mit dem heutigen Tag viel besser gesichert, als es vorher der Fall gewesen ist«, verteidigt­e Trittin nun im »Morgenmaga- zin« den Deal. Doch auch innerhalb der Bundestags­fraktion seiner Partei hat man Bauchschme­rzen mit dem Gesetz: »Der Gesetzentw­urf der Bundesregi­erung geht in die richtige Richtung, enthält aber noch Defizite«, sagt deren atompoliti­sche Sprecherin, Sylvia KottingUhl. So kämen die Rechte des Parlaments zu kurz. Auch will sie, dass die Atomkonzer­ne »sämtliche Klagen im Atombereic­h endlich fallen lassen«.

Es könnte also vielleicht noch mal spannend werden im Bundesrat, der das Gesetz absegnen muss und in dem die Grünen oft Zünglein an der Waage sind.

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Foto: ddp/Timur Emek

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