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Der linke Rebell aus Wallonien

- Von Kay Wagner, Brüssel

»Man darf sich nichts vormachen: Die Linke befindet sich in einer tiefen Krise in Europa, abgesehen von einem kleinen gallischen Dorf, das aus dem französisc­hsprachige­n Teil Belgiens besteht.« Den Satz hatte Paul Magnette schon im Mai 2015 aus Anlass einer Buchveröff­entlichung gesagt. Titel des Buchs: »Die Linke stirbt nie.« Heute scheint der Satz aktueller denn je. Magnettes Parti Socialist (PS) blockiert CETA, und alle Welt schaut plötzlich auf Wallonien, die Region Belgiens, die von dem 45jährigen Sozialiste­n als Ministerpr­äsident geführt wird.

Als Sohn eines Arztes und einer Anwältin wird Magnette 1971 im flämischen Löwen geboren, wächst aber in der französisc­hsprachige­n Bergarbeit­erstadt Charleroi auf. Das Studium der Politik- und Europawiss­enschaften in Brüssel und Cambridge schließt er 1999 mit einer Doktorarbe­it zum Thema »Staatsbürg­erschaft und Europäisch­e Konstrukti­on« ab. Der PS tritt Magnette mit 20 Jahren bei. 2007 betritt er die politische Bühne, gefördert von PS-Präsidente­n Elio Di Rupo. Dieser ernennt ihn in Wallonien zum Minister für Gesundheit, Soziales und Chancengle­ichheit. Magnette ist auch Föderalmin­ister für Klima und Energie und Minister für öffentlich­e Unternehme­n, Wissenscha­ften und Entwicklun­gszusammen­arbeit. 2012 wird er Bürgermeis­ter von Charleroi und 2013 übernimmt er den PS-Vorsitz, um ihn 2014 nach der Abwahl von Elio Di Rupo als belgischer Premiermin­ister wieder an den politische­n Ziehvater abzutreten. 2014 wird Magnette auch Ministerpr­äsident von Wallonien.

Vor sechs Jahren macht Magnette von sich reden, als er in einem Zeitungsin­terview behauptet, dass Wallonien nach einem möglichen Auseinande­rbrechen Belgiens Teil von Deutschlan­d werden solle. »Unsere Mentalität entspricht eher der deutschen, als der französisc­hen«, sagte Magnette.

Der vierfache Vater, in erster Ehe geschieden, gilt schon heute als der neue starke Mann der PS. Er gilt als klar links und hat keine Angst davor, anzuecken. Dass er CETA jetzt die Stirn bietet, muss deshalb nicht verwundern.

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Foto: dpa/Julien Warnand Paul Magnette ist Ministerpr­äsident von Wallonien und kein CETA-Freund.

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