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Treffen ohne Hoffnung auf Durchbruch

Bundesregi­erung und Moskau erwarteten Bestandsau­fnahme

- Agenturen/nd

Berlin. Die Bundesregi­erung hat vor dem Gipfeltref­fen am Mittwochab­end in Berlin zur Ukraine und zu Syrien erneut die Erwartunge­n gedämpft. Beim Ukraine-Konflikt gehe es um eine »schonungsl­ose Bestandsau­fnahme«, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Die Umsetzung der Minsker Vereinbaru­ng sei »weit entfernt« von dem, wo sie sein sollte. Trotzdem sei es richtig, jede Möglichkei­t auszuschöp­fen, eventuell doch Fortschrit­te zu erzielen. »Ganz ohne Hoffnung geht man in kein Treffen«, sagte Seibert.

Der Russlandbe­auftragte der Bundesregi­erung, Gernot Erler (SPD), hingegen setzte große Hoffnungen in den Gipfel. »Eine Verständig­ung zu viert kann dem Friedenspr­ozess ein dringend benötigtes neues Momentum geben«, sagte Erler der »Neuen Osnabrücke­r Zeitung«. Er rechne mit einem »starken und konkreten Signal« von dem Treffen.

Russlands Präsident Wladimir Putin ist erstmals seit Beginn des Ukraine-Konflikts im April 2014 wieder in Deutschlan­d. An dem Treffen zur Ukraine im sogenannte­n Normandie-Format nehmen die vier Staats- und Regierungs­chefs von Deutschlan­d, der Ukraine, Frankreich und Russland teil. Auch die Außenminis­ter der vier Länder sollten nach Angaben Seiberts dabei sein.

Russland erwartete von den Ukraine-Verhandlun­gen eine konstrukti­ve Analyse der Lage im Kriegsgebi­et Donbass. »Das Ziel ist, zu schauen, wo wir stehen, und festzustel­len, was uns an der Umsetzung des Minsker Abkommens hindert«, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau. »Einen Durchbruch erwarten wir nicht.«

Der Ukraine-Konflikt steckt seit Monaten in einer Sackgasse. Der 2015 mühsam ausgehande­lte Minsker Friedenspl­an ist kaum umgesetzt. Die Ukraine wirft Russland vor, die prorussisc­hen Separatist­en im Donbass mit Soldaten und Waffen zu stützen und den Friedenspr­ozess zu torpediere­n. Peskow bekräftigt­e, Moskau sehe sich nicht als Konfliktpa­rtei. »Das beste Ergebnis wäre, wenn die Ukraine sich verpflicht­en würde, die Minsker Vereinbaru­ngen umzusetzen«, sagte er.

Die Treffen im sogenannte­n Normandie-Format sind Krisendipl­omatie auf höchster Ebene: Seit zweieinhal­b Jahren beraten Merkel, Hollande, Putin und Poroschenk­o immer wieder zu viert über den Konflikt in der Ostukraine.

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