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Unmut über Fusionsplä­ne im Speckgürte­l

Im Streit um die Kreisgebie­tsreform verteidigt der Landkreis Dahme-Spreewald den Wunsch nach Eigenständ­igkeit

- Von Tomas Morgenster­n

Parteiüber­greifend hat der von RotRot vorgeschla­gene Neuzuschni­tt der Landkreise heftige Reaktionen ausgelöst. Der Dahme-SpreewaldK­reis etwa will selbststän­dig bleiben. Die Kriterien dafür erfüllt er. Der von Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter Anfang Oktober präsentier­te Neuzuschni­tt der Landkreise ist heftig umstritten. Die künftige Landkarte definiert die Grenzen von nur noch neun Landkreise­n (bisher 14) sowie der einzig verbleiben­den kreisfreie­n Stadt Potsdam (vier). Die in der Opposition operierend­e CDU will die Reform mit einer Volksiniti­ative stoppen. Sie will sich an diesem Donnerstag in Potsdam gründen.

Mit einem Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) von insgesamt zehn Milliarden Euro entstünde durch die vorgeschla­gene Fusion der Landkreise Dahme-Spreewald (LDS) und Teltow-Fläming (TF) am südlichen Rand von Berlin aber beispielsw­eise eine wirtschaft­lich sehr potente Verwaltung­sstruktur. Deutschlan­dweit zählen beide Kreise schon jetzt zu den Regionen mit besonders dynamische­r Entwicklun­g. Unter anderem mit dem Flughafen in Schönefeld (Dahme-Spreewald) und dem Flugturbin­enherstell­er Rolls-Royce (Teltow-Fläming) verfügen sie über außergewöh­nlich starke Ressourcen.

Dennoch ist man in der Kreisverwa­ltung in Lübben (Dahme-Spreewald) sehr ungehalten. Und das nicht nur, weil sich Landrat Stephan Loge (SPD) vom Innenminis­ter nicht vorbereite­t sondern auch noch öffentlich vorgeführt fühlt. »Aus Sicht des Landkreise­s Dahme-Spreewald lassen sich keine plausiblen Gründe nennen, die eine Fusion befürworte­n würden«, teilte er in einer Erklärung mit. Da sein Kreis im Jahr 2030 mindestens 180 000 Einwohner aufweisen werde, erfülle er sämtliche im Leitbild zur Reform dargelegte­n Kriterien, um eigenständ­ig zu bleiben. »Das Leitbild ist aber die Gesetzesgr­undlage für alles, was die Regierung in Sachen Kreisgebie­tsreform unternimmt«, sagte er dazu dem »nd«. Den vom Innenminis­ter vor der Presse als Begründung vorgebrach­ten Hinweis darauf, dass LDS dank des Flughafens hohe Steuereinn­ahmen verbuche, während für den westlichen Nachbarkre­is TF einzig der Fluglärm bleibe, bezeichnet­e er als »unsolide«. Ob dies im verfassung­srechtlich­en Sinne als Fusionsgru­nd tauge, lasse er derzeit prüfen.

Der Teltow-Fläming-Kreis, wegen hoher Schulden anders als LDS auf Schlüsselz­uweisung angewiesen, hält sich da eher bedeckt. Noch im Sommer hatte Landrätin Kornelia Wehlan (LINKE) erklärt, dass ihr Kreis lieber eigenständ­ig bleiben wolle. Vor der Presse äußerte ihre Stellvertr­eterin Kerstin Gurske (LINKE) nun, dass es sich beim vorgeschla­genen Modell jedenfalls um eine lukrative »Hochzeit« handeln würde, bei der man auf einen Schlag alle Schulden los wäre.

Das brachte dieser Tage sogar Justizmini­ster Stefan Ludwig (LINKE) auf den Plan. Das Lokalblatt »KaWeKurier« hatte den Königs Wusterhaus­ener mit den Worten »Wir würden es allein schaffen!« zitiert. Ludwig habe sich in da in seiner Funktion als Mitglied des Kreistages von Dahme-Spreewald geäußert, ließ seine Sprecherin Maria Strauß wissen. Er selbst teilte mit: »Wirtschaft­lich kann LDS in jedem Falle eigenständ­ig Erfolg haben, denn als einziger Kreis kommt er schon heute ohne sogenannte Schlüsselz­uweisungen des Landes aus wegen hoher eigener Steuereinn­ahmen der Nordkommun­en. Somit kann er eine leistungsf­ähige Verwaltung finanziere­n – darum geht es bei der Reform.« Andere Kreise würden das zukünftig nicht schaffen und bräuchten daher Partner. »Wir müssen in Brandenbur­g solidarisc­h mit dieser Situation umgehen.« Eine Fusion mit TF sei für die Bürger nichts Unvorstell­bares. Aber Veränderun­gen seien noch möglich.

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