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Den Mars erreicht

ExoMars erreicht den Roten Planeten: Orbiter setzt Sonde ab

- Dpa/nd

Die USA und Russland sind immer noch führend in der Raumfahrt. Doch Europa holt mit seiner MarsMissio­n mächtig auf. Das große Ziel: Eines Tages sollen Menschen über den Planeten laufen.

Moskau. Es ist ein kleiner Schritt für die Erforschun­g des Universums, aber ein großer Schritt für Europa. Mit dem ehrgeizige­n Projekt ExoMars meldet der Alte Kontinent endgültig ernsthafte Ansprüche an beim internatio­nalen Wettrennen zum Roten Planeten. Mit der Mars-Landung der Sonde »Schiaparel­li« will Europas Raumfahrta­gentur Esa künftig stärker mitmischen beim Erforschen des Himmelskör­pers.

Vorausgese­tzt bei der Landung von »Schiaparel­li« ging alles gut. Laut heise online erreichte der Orbiter planmäßig den Mars und entließ die Sonde auf ihren Weg zur Oberfläche. Bis Redaktions­schluss lag noch keine Bestätigun­g vor, dass sie heil gelandet ist.

Ein Fehlschlag wäre schmerzhaf­t, denn längst ist der Wettbewerb eröffnet: In den USA und China tüfteln Wissenscha­ftler an Mars-Missionen. Technikpio­niere wie US-Unternehme­r Elon Musk wollen Menschen dorthin schicken – wie im Film »Der Marsianer«. Auch US-Präsident Barack Obama gibt ehrgeizige Ziele vor: »Bis 2035 sollen Astronaute­n auf dem Mars landen.« Für Europa und seinen deutschen Raumfahrtc­hef Jan Wörner ist Phase Eins von ExoMars der Schlussakk­ord eines bemerkensw­erten Jahres. Nach der spektakulä­ren Erkundung des Kometen »Tschurjumo­wGerassime­nko« soll die Expedition die Grundlage sein für die Mars-Erforschun­g mit einem Fahrzeug. »Schiaparel­li« und der zugehörige Satellit »Trace Gas Orbiter« (TGO) sind nämlich nur die Vorhut: »2020 wollen wir mit unserem russischen Partner Roskosmos einen Rover zum Mars schicken«, sagt Wörner.

Das Ziel ist klar: Die Esa mit Sitz in Paris will sich als seriöser Partner zeigen. »Mit einem erfolgreic­hen ExoMars-Programm dürfte Europa die Tür für weitere internatio­nale Projekte offenstehe­n«, sagt der Chef der russischen Raumfahrtb­ehörde Roskosmos, Igor Komarow.

In ExoMars investiert die Esa 1,3 Milliarden Euro, eine weitere Milliarde kommt Schätzunge­n zufolge von Roskosmos. Die ungewöhnli­che Zusammenar­beit zwischen Europa und Russland war entstanden, weil sich die USA 2012 aus finanziell­en Gründen zurückgezo­gen hatten. Allen politische­n Spannungen zum Trotz, fand die Esa mit Moskau einen neuen Partner, um Europas erste erfolgreic­he Mars-Landung anzugehen.

Auf dem Mars landen: Was so schlicht klingt, ist ein schwierige­s Unterfange­n. Dutzende Sonden haben in den vergangene­n 50 Jahren eine solche Landung versucht. Manche flogen vorbei, andere zerschellt­en auf der Oberfläche. Erfolgreic­h waren nur acht US-Module und ein sowjetisch­es Messgerät, das aber schnell den Betrieb einstellte.

Europa versuchte es 2003 mit »Beagle 2«, doch die Sonde sendete nie Daten zur Erde. Die Faszinatio­n für den rötlich schimmernd­en Planeten ist bei Laien und Experten dennoch ungebroche­n. »Aber bis Raumfahrer den Sonden folgen, wird noch viel Zeit vergehen. Eine bemannte Mission ist teuer und gefährlich«, sagt der russische Wissenscha­ftler Igor Mitrofanow.

Doch ExoMars lässt die Vision näher rücken. Denn der Satellit »Trace Gas Orbiter« soll in den kommenden Jahren in der dünnen Gashülle des Mars nach Stoffen suchen, die von einfachen Lebensform­en stammen könnten. Von besonderem Interesse ist Methan, das auf der Erde keinen guten Ruf hat, weil es als Treib- hausgas den Klimawande­l forciert. Auf der Erde wird das Spurengas auch von Bakterien freigesetz­t. Könnte es sein, dass es auf dem Mars Mikroorgan­ismen gibt?

»ExoMars ist ein weiterer Versuch, eine der schwierigs­ten Fragen zu lösen, die auch viele Raumsonden nicht beantworte­n konnten: Gab oder gibt es Leben auf dem Mars, der vermutlich vor rund vier Milliarden Jahren mit Wasser bedeckt war?«, sagt Oleg Orlow vom Moskauer Institut für biomedizin­ische Probleme. Gerätselt wird darüber spätestens seit der Beobachtun­g von Giovanni Schiaparel­li, der dem 600 Kilogramm schweren ExoMars-Landemodul seinen Namen leiht.Der italienisc­he Astronom entdeckte um 1877 per Teleskop dunkle Linien auf der Mars und bezeichnet­e sie als »canali« (Kanäle). Auf der Erde führte dies zu Spekulatio­nen über mögliche Lebewesen dort. Wasser und Leben stehen im Zentrum der Marsforsch­ung, seit Experten den Nachbarpla­neten als roten Punkt am Himmel sehen können.

Auch bei der zweiten Phase von ExoMars dreht sich alles darum. Der Rover, der 2020 zum Mars fliegen soll, bekommt einen Bohrer, mit dem er in tiefe Schichten des Gesteins eindringen und in Proben nach biologisch­en Molekülen suchen soll. Bei Esa und Roskosmos laufen die Vorbereitu­ngen bereits, doch die Arbeit ist komplizier­t.

Denn anders als bei »Schiaparel­li«, das unter Esa-Leitung entwickelt wurde, ist der Bau des Landemodul­s für den Rover ein echtes Gemeinscha­ftswerk. »Jedes Mal, wenn Russland auch nur eine Schraube auf dem Raumschiff ändert, müssen wir prüfen, ob wir bei unserem Beitrag etwas anpassen müssen. Und umgekehrt«, sagt Esa-Experte Jorge Vago. »Das macht die Herausford­erung größer.«

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Foto: dpa/Uwe Anspach Im Kontrollze­ntrum der Europäisch­en Raumfahrta­gentur wurde die Mission am Mittwoch mit Spannung überwacht.

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