Union steckt im Dilemma
Christian Klemm über die CSU-Unterstützung für Merkels Spitzenkandidatur
Seit dem Wochenende legen sich immer mehr CSU-Politiker für eine Spitzenkandidatur von Angela Merkel bei der kommenden Bundestagswahl ins Zeug. Selbst CSU-Chef Horst Seehofer sendet inzwischen Signale in diese Richtung. Der Grund ist denkbar einfach: Es gibt niemanden in den Reihen der Konservativen, dem mehr Chancen auf einen Sieg bei dem Urnengang zugetraut werden als Merkel. Klöckner? Hat noch keine Landtagswahl gewonnen. Schäuble? Ist zu alt und keine Integrationsfigur wie Merkel. Seehofer? Ein Bayer hat es noch nie ins Kanzleramt geschafft. Von der Leyen? Ihr Stern sinkt seit geraumer Zeit, hat sie doch als Verteidigungsministerin nicht immer eine gute Figur gemacht.
Doch die Union steckt in einem Dilemma. Wenn sich die Kanzlerin tatsächlich als Spitzenfrau aufstellen lässt, wird sich eine Partei diebisch ins Fäustchen lachen – die AfD. Klammheimlich hoffen die Rechten auf eine Kandidatur Merkels, denn niemand wird mehr mit der Flüchtlingspolitik der vergangenen zwei Jahre in Verbindung gebracht als sie. Merkel garantiert ein gutes Wahlergebnis für Petry, Gauland und Co. Das weiß die CDU-Chefin selbst. Auch deshalb zögert sie noch, ob sie bei dem Urnengang im nächsten Jahr noch einmal in die Bütt steigt. Die Unterstützung der CSU-Führung dürfte ihr die Entscheidung jedoch etwas leichter machen.