nd.DerTag

Nicht hinnehmbar

Tom Strohschne­ider über deutsche Reflexe und europäisch­e Demokratie

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Als nicht hinnehmbar hat der CDU-Generalsek­retär das Nein aus Belgien zu CETA bezeichnet. Peter Tauber ist nicht der Einzige, der so spricht – einige Unionspoli­tiker haben Belgien sogar schon als »Failed State« diffamiert. Und man fragt sich: Was will die Partei der Kanzlerin denn nun machen? Belgien aus der EU ausschließ­en? Mit welcher Begründung, so ließe sich alsdann fortfahren, wird hier überhaupt so getan, als müsste sich jeder in Europa den Interessen unterordne­n, die bei Tauber in jenes »Wir wollen« gekleidet sind, das auf dem Rest des Kontinents nicht ohne Grund oft als ein »Ihr müsst« wahrgenomm­en wird?

CETA ist auch nach dem Veto aus Belgien nicht vom Tisch. Was jetzt sinnvoll wäre: ein grundlegen­d neuer Ansatz in der Handelspol­itik und eine Debatte darüber, was wer in Europa entscheide­n darf und wie das mit dem demokratis­chen Selbstansp­ruch vereinbar ist. Nicht hinnehmbar, um im Tenor Taubers zu bleiben, ist hingegen die sehr deutsche Art, nun Belgien verächtlic­h zu machen. Haben die Taubers dieser Welt eigentlich genau gegen Regierunge­n jener Länder gesprochen, die – sagen wir: den Kampf gegen Steuerfluc­ht blockiert haben? Es hat seinen Grund, dass der wallonisch­e Ministerpr­äsident Magnette dieser Tage diese Frage stellte. Eine Antwort aus Berlin oder Brüssel ist bisher nicht überliefer­t.

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