nd.DerTag

Traumhafte Ernte in Afghanista­n

Opium für die Welt – traditione­lles Anbaugebie­t ist um zehn Prozent gewachsen

- Von René Heilig

So viel Opium wie lange nicht wurde in Afghanista­n eingefahre­n: Laut UN-Schätzunge­n stieg die Produktion des Heroinrohs­toffes um 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Wetter war gut, die Gelder für die den Anti-Drogen-Kampf gingen zurück. Bessere Bedingunge­n konnten sich die Bauern, vor allem aber die Weiterverk­äufer des Opiums nicht wünschen. Um die 4800 Tonnen Opium könnten eingebrach­t werden, schätzen UN-Experten. Im vergangene­n Jahr war die Ernte nicht allzu üppig. Das lag vor allem an einer Krankheit, die die Mohnplanta­gen befallen hatte. Doch nun geht es wieder bergauf. Die Ernte werde in 2016 um 43 Prozent höher ausfallen als im vorangegan­genen Jahr, prognostiz­iert das UN-Büro für Drogenund Verbrechen­sbekämpfun­g (UN- ODC) und teilte mit, dass die Fläche zum Anbau von Schlafmohn in diesem Jahr um zehn Prozent auf 201 000 Hektar ausgeweite­t wurde. Das sei das dritthöchs­te Niveau seit mehr als 20 Jahren. Auf dieser Fläche könnte sich die Insel Rügen dreizehnma­l ausbereite­n. Hauptliefe­rant ist traditione­ll die Provinz Helmand, in der es seit Monaten schwere Kämpfe mit den Taliban gibt. Doch auch im – vor allem von der Bundeswehr »freigekämp­ften« – Norden hat sich die Fläche der Mohnfelder mehr als verdreifac­ht. Hier verzeichne­t man den höchsten relativen Anstieg mit 324 Prozent.

Aus dem Bericht geht zudem hervor, dass 2016 nur auf 355 Hektar Schlafmohn vernichtet wurden. Das ist ein Rückgang von 91 Prozent. Grund sei die »extrem schlechte Sicherheit­ssituation«. Doch auch in Zeiten, in denen sich die NATO – via ISAF – noch direkt für Sicherheit zuständig fühlte. unternahm man we- nig gegen den Drogenanba­u. Man wollte es sich nicht mit den regional mächtigen Warlords und den Drahtziehe­rn der Drogenprod­uktion in der Kabuler Zentralreg­ierung verderben.

Zuständig für den Anti-OpiumEinsa­tz war die britische Armee. Die bildete auch die afghanisch­e Spezialein­heit 444 aus, von der nicht mehr die Rede ist. Nichtregie­rungsorgan­isationen hatten mehrfach empfohlen, dass die Ernten von der internatio­nalen Gemeinscha­ft aufgekauft werden sollten. Man hätte sich das medizinisc­h notwendige Opium gesichert und den Rest vernichten können. Doch daraus wurde nichts. Inzwischen finanziere­n die Taliban ihre Offensiven zu einem Gutteil aus den Einnahmen im Drogengesc­häft.

Kämpfer der Terrormili­z Islamische­r Staat haben derweil einen Bezirk in der ostafghani­schen Provinz Nangarhar angegriffe­n und nach offizielle­n Angaben mindestens zehn Zivilisten getötet.

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