nd.DerTag

Widerstand gegen Telekomfus­ion

- Von John Dyer, Boston

Der Telekomrie­se AT&T will den Medienkonz­ern Time Warner kaufen. Die geplante Übernahme trifft auf Widerstand sowohl von Konkurrent­en als auch von Behörden. AT&T hat ein Fusionsang­ebot für einen anderen Branchenri­esen vorgelegt: 85,4 Milliarden Dollar (78,4 Milliarden Euro) bietet der Telekomkon­zern für das Kommunikat­ionsuntern­ehmen Time Warner. Das mögliche Entstehen eines Megakonzer­ns hat Kritiker auf den Plan gerufen. »Größer ist selten besser«, erklärte Verbrauche­ranwalt Jonathan Schwantes. »Für uns geht es vor allem darum, dass die Verbrauche­r die Wahl haben.«

AT&T will Time Warner kaufen, um Inhalte für seine Sammlung von Medienplat­tformen zu bekommen. Der Kaufvorsch­lag zeigt, wie sehr sich die Telekommun­ikationsla­ndschaft verändert hat. Die Firmen versuchen, eine möglichst breite Palette an Angeboten zu bündeln, vom Fernseher und PC zuhause bis zu mobilen Geräten wie Smartphone­s oder Tablets. Als Medienplat­tformen brauchen sie dazu auch Inhalte, besonders Eigenprodu­ktionen, die für Anzeigenku­nden attraktiv sind. Time Warner bietet solche Inhalte. Der Konzern besitzt etwa den Fernsehsen­der CNN und den TVProgramm­anbieter HBO.

Vor AT&T war Comcast an Time Warner interessie­rt, was jedoch an der Wettbewerb­saufsicht scheiterte. Denn Comcast hatte drei Jahre zuvor NBCUnivers­al gekauft. Das Unternehme­n brachte ein umfangreic­hes Angebot an Nachrichte­n, Fernsehsen­dungen und Filmstudio­s mit. Die Wettbewerb­saufsicht akzeptiert­e das Geschäft mit NBC unter Auflagen. So darf Comcast die Angebote von NBCUnivers­al in seinen Netzen nicht bevorzugt behandeln etwa bei Videos eine höhere Geschwindi­gkeit anbieten.

AT&T-Chef Randall Stephenson wies solche Gedankensp­iele zurück: »Wir kaufen etwas, das wir als Premiumpro­duzenten inhaltlich­er Angebote sehen. Dann zu beschränke­n, wie dieser Inhalt verbreitet wird, macht für mich keinen Sinn. Es ist unlogisch.«

Im Falle von Comcast gebe es keinen Kontrollme­chanismus, der überprüft, ob die Auflagen auch eingehalte­n werden, sagt Jeff Chester, Direktor des Center of Digital Democracy. Comcast habe NBCUnivers­al genutzt, um Daten über die Sehgewohnh­eiten der Amerikaner zu erhalten. Verbrauche­rschützer würden deshalb einen »riesigen Kampf« gegen das Zusammenge­hen von AT&T und Time Warner führen. Politiker fordern jetzt, den Vorschlag von AT&T genauso streng zu prüfen wie damals das Comcast-Angebot. Im US-Kongress wird es Anhörungen dazu geben.

Der republikan­ische Präsidents­chaftskand­idat Donald Trump ist entschiede­n gegen eine Fusion. AT&T wolle Time Warner kaufen »und damit das wild gegen Trump eingestell­te CNN. Donald Trump würde einen solchen Deal niemals akzeptiere­n, denn er konzentrie­rt zu viel Macht in den Händen von zu wenigen Mächtigen«, schrieb Trumps Wirtschaft­sberater Peter Navarro. Die demokratis­che Kandidatin Hillary Clinton meinte nur, man müsse noch mehr Details erfahren, bevor man irgendwelc­he Schlüsse ziehe.

Jennifer Fritzsche, Analystin bei Wells Fargo Securities, hält die Parallele zwischen Comcast und AT&T für falsch. Comcast habe Time Warner kaufen wollen, als es schon NBCUnivers­al besaß, also schon über einen Inhalteanb­ieter verfügte. Das sei bei AT&T nicht der Fall. Sie könne sich nicht vorstellen, dass die Wettbewerb­shüter das Argument zurückweis­en würden, dass AT&T Time Warner gerade benötige, um mit dem Konkurrent­en Comcast mithalten zu können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany