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Ein Wunder der Normalität

Ministerpr­äsident Woidke schließt Partnersch­aftsabkomm­en mit polnischer Woiwodscha­ft

- Von Tomas Morgenster­n mit dpa

Der bekanntest­e deutsch-polnische Grenzüberg­ang, die Stadtbrück­e in Frankfurt (Oder), wurde für Autos gesperrt. Das Bauwerk braucht Zuwendung, um die Nachbarn dauerhaft miteinande­r zu verbinden. Brandenbur­g unterhält mit seinen polnischen Nachbarn ein sehr gutes Verhältnis. In den seit der Wiederhers­tellung der deutschen Einheit 1990 vergangene­n Jahren ist es gereift und beide Seiten haben ein stabiles Grundvertr­auen zueinander aufgebaut. Am Montag ist Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) nach Wrocław (Breslau) gereist, um der weiteren Entwicklun­g gutnachbar­licher Beziehunge­n des Landes zu seinen polnischen Partnerwoi­wodschafte­n neue Impulse zu verleihen. Dietmar Woidke und Marschall Cezary Przybylski unterzeich­nen dabei eine Gemeinsame Absichtser­klärung über die Zusammenar­beit zwischen dem Land Brandenbur­g und der Woiwodscha­ft Dolnośląsk­ie (Niederschl­esien).

»Regionale Zusammenar­beit ist und bleibt ein stabiles Fundament der deutsch-polnischen Zusammenar­beit«, sagte Ministerpr­äsident Woidke nach der Unterzeich­nung. Damit erhalte die bereits gewachsene Partnersch­aft mit Niederschl­esien ein stabiles Fundament.

Noch vor der Abreise hatte er in Potsdam betont: »Wir arbeiten mit Niederschl­esien bereits seit vielen Jahren zusammen. Dass wir dies gerade im Jubiläumsj­ahr des deutschpol­nischen Nachbarsch­aftsvertra­gs in einer Absichtser­klärung festhalten können, ist besonders erfreulich.« Brandenbur­g wolle auch die Wirtschaft­skontakte mit dem aufstreben­den Niederschl­esien, das auch an Sachsen und Tschechien grenzt, ausbauen. Dazu wird Wirtschaft­sminister Albrecht Gerber (SPD) im Juni 2017 zu Gesprächen mit niederschl­esischen Unternehme­n reisen.

Künftig wollen die beiden Regionen in den Bereichen Verkehr, Wirtschaft­s- und Energiepol­itik, Arbeitsmar­kt, Bildung, Sport, Kultur, Soziales und Gesundheit verstärkt kooperiere­n. Das hatte im Vorfeld des Woidke-Besuches auch bereits Europamini­ster Stefan Ludwig (LINKE) als eines der wesentlich­en Anliegen der Visite bezeichnet.

Das Land Brandenbur­g hat verbindet eine fast 280 Kilometer lange Grenze mit Polen (insgesamt ist die deutsch-polnische Grenze rund 460 Kilometer lang), 265 Kilometer davon verläuft sie entlang der Oder und der Neiße. Die Landesregi­erung hat zwischen 1995 und 2003 mit bisher fünf Woiwodscha­ften »Gemeinsame Erklärunge­n« als formale Basis der jeweiligen Zusammenar­beit unterzeich­net – das sind die Woiwodscha­ften Lubuskie (Lebuser Land), Zachodniop­omorskie (Westpommer­n), Podlaskie (Podlachien), Mazowiecki­e (Masowien) und Wielkopols­kie (Großpolen).

Ein »Wunder der Normalität« seien die deutsch-polnischen Beziehunge­n, hatte Woidke, der zugleich Polen-Koordinato­r der Bundesregi­erung ist, am Vormittag die deutschpol­nischen Beziehunge­n am WillyBrand­t-Zentrum in Wrocław gewürdigt. »Das deutsch-polnische Verhältnis ist vertrauens­voll und freundscha­ftlich und so gut wie wohl nie zuvor«, erklärte er in Rede anlässlich des 25-jährigen Bestehens des deutschpol­nischen Nachbarsch­aftsvertra­gs. »Was vor 25 Jahren bestenfall­s als hoffnungsv­oller Schimmer am Hori- zont erschien, ist Realität geworden.«

Der Ministerpr­äsident verwies auf die Zusammenar­beit beider Länder in der Wissenscha­ft, bei der Bekämpfung der grenzübers­chreitende­n Kriminalit­ät und im ganz normalen Alltag. »In vielen Orten der Grenzregio­n leben deutsche und polnische Bürger längst bestens zusammen«, erklärte er. »Junge Eltern schicken ihre Kinder in grenznahe zweisprach­ige Kindergärt­en. Polnische Lehrerinne­n und Lehrer unterricht­en an deutschen Schulen.« Neben dem Ausbau der Verkehrswe­ge zwischen beiden Ländern forderte Woidke eine Aufstockun­g der Mittel für das deutsch-polnische Jugendwerk.

In der vergangene­n Woche hatte Staatskanz­leichef Thomas Kralinski auf dem Lebuser Wirtschaft­sforum im polnischen Zielona Góra auf das Entwicklun­gspotenzia­l der deutsch-polnischen Zusammenar­beit hingewiese­n. Dort hatten die Arbeitgebe­rverbände von Lubuskie und Berlin-Brandenbur­g die Verbesseru­ng der grenznahen Zusammenar­beit von Unternehme­n in den Bereichen Fachkräfte­sicherung und Berufliche Bildung vereinbart.

 ?? Foto: dpa/Patrick Pleul ?? Deutsch-polnischer Alltag: Seit Montag ist die Stadtbrück­e von Frankfurt (Oder) nach Słubice für Autos zwei Wochen lang dicht, die Fahrbahn wird erneuert.
Foto: dpa/Patrick Pleul Deutsch-polnischer Alltag: Seit Montag ist die Stadtbrück­e von Frankfurt (Oder) nach Słubice für Autos zwei Wochen lang dicht, die Fahrbahn wird erneuert.

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