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Ein aufhaltsam­er Aufstieg

Der AfD bleiben bei Bürgermeis­terwahlen in Sachsen-Anhalt erhoffte Erfolge verwehrt

- Von Hendrik Lasch, Magdeburg

Zur Landtagswa­hl im März war die AfD in Sachsen-Anhalt noch große Siegerin. Bei der Kür neuer Bürgermeis­ter bleibt die Partei aber unter ihren eigenen Erwartunge­n. In Bitterfeld-Wolfen zum Beispiel. Diesmal ist der Kelch an Bitterfeld­Wolfen vorbeigega­ngen, neue Negativsch­lagzeilen bleiben für die 40 500 Einwohner zählende Stadt aus. In deren Rathaus wird künftig nicht der erste Oberbürger­meister mit Parteibuch der AfD die Geschäfte führen. Vor der Abstimmung am Sonntag galt ihr Bewerber Kay-Uwe Ziegler noch als chancenrei­ch; am Ende reichten seine gut 20 Prozent nicht einmal für die Stichwahl. Dort trifft CDU-Mann Armin Schenk (39 Prozent) auf den parteilose­n Stadtentwi­ckler Eckbert Flämig (23,8 Prozent)

Das Ergebnis der Landtagswa­hl im März hatte anderes befürchten lassen: Die AfD hatte in der Stadt beide Direktmand­ate gewonnen, in Bitterfeld erhielt ihr Bewerber Volker Olenicak 33,4 Prozent. Bundesweit suchten Medien danach vor allem in der einstigen Chemiestad­t nach Gründen für den Aufstieg der Rechtspopu­lis- ten, die in Sachsen-Anhalt erstmals bei einer Landtagswa­hl zweitstärk­ste Kraft geworden waren. Die AfD selbst rechnete nun auch auf kommunaler Ebene mit Erfolgen; vor der Wahl am Sonntag stellte der Kreisverba­nd Anhalt in Anspielung auf das Partei-Signet in Aussicht, dass der »blaue Blitz« wieder einschlage­n werde.

Daraus wurde nichts, weder in Bitterfeld-Wolfen noch etwa in RaguhnJeßn­itz. Dort hatte man den Landtagsab­geordneten Hannes Loth aufgestell­t, der im März das Direktmand­at um ganze 57 Stimmen verfehlt hatte. Diesmal landete er jedoch mit 14 Prozent abgeschlag­en hinter zwei parteiunab­hängigen Kandidaten, die nun in die Stichwahl gehen. Deutlich wurde bei den Wahlen am Sonntag jedoch erneut, dass sich die AfD im Lande etabliert hat. Im Mansfelder Grund oder in Wetterzeub­e brachten es ihre Bewerber auf 24 Prozent, im Osternienb­urger Land auf 19,9, in der Hohen Börde auf 18,1 und im DroyßigZei­tzer Forst auf 15,2 Prozent. Ergebnisse wie in Barby, wo auf den Kandidaten der AfD ganze 75 der 3994 gültigen Stimmen entfielen, was mageren 1,8 Prozent entspricht, sind im Land eher die Ausnahme.

Allerdings haben auch die starken Ergebnisse bisher nirgends zum Sieg gereicht. In der Verwaltung­sgemeinde Mansfelder Grund setzte sich CDU- Amtsinhabe­r Bernd Skrypek trotz eines weiteren Bewerbers bereits in der ersten Runde mit 66 Prozent durch, in Wetterzeub­e entfielen die übrigen drei Viertel der Stimmen auf Amtsinhabe­r Frank Jacob (LINKE).

In der Landespoli­tik sorgen vor allem die Ergebnisse in Bitterfeld-Wolfen und Raguhn-Jeßnitz für Erleichter­ung. Man könne »natürlich keine Entwarnung« geben, sagte der Landtagsvi­zepräsiden­t Wulf Gallert (LINKE); es zeige sich aber, dass die Erfolge der AfD »fragil« seien. Sebastian Striegel, Innenexper­te der Grünen, erklärte, von der AfD regiert werden wollten »nur sehr wenige« Bürger; es zeige sich, dass sie von Bürgermeis­tern »ein Mindestmaß an Kompetenz« erwarten. Und David Begrich, Demokratie­berater beim Magdeburge­r Verein »Miteinande­r«, fragt, ob die Resultate bereits »Zeichen des aufhaltsam­en Aufstiegs« der AfD seien.

Eine Antwort auf diese Frage wird es womöglich erst im Herbst 2017 geben. Dann wird auch aufmerksam beobachtet, wie die Bundestags­wahl in Bitterfeld-Wolfen verläuft – im Wahlkreis, der sich einst durch die bundesweit niedrigste Wahlbeteil­igung auszeichne­te und zuletzt zu einer Hochburg der AfD geworden war.

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