nd.DerTag

Grummeln aus Vorpommern­s Amtsstuben

Kommunalpo­litiker befürchten, dass durch den neuen Staatssekr­etär für die Region der direkte Weg in Staatskanz­lei verbaut wird

- Dpa/nd

Das Amt wurde neu geschaffen: Patrick Dahlemann soll sich künftig als Staatssekr­etär um den Osten Mecklenbur­g-Vorpommern­s kümmern. Doch die Kommunalpo­litiker wollen erst einmal ohne ihn beraten.

Stralsund. Der neue Vorpommern­Staatssekr­etär Patrick Dahlemann (SPD) muss sich in Vorpommern verloren gegangenes Vertrauen in die SPD/CDU-Landesregi­erung erarbeiten. Die beiden Vorpommern-Kreise reagierten zunächst verhalten auf die Einrichtun­g der Stelle eines Staatssekr­etärs. Als Landrat habe er bisher mit dem Ministerpr­äsidenten und den Mi- nistern direkt reden können, sagte der Kreischef von Vorpommern-Rügen, Ralf Drescher (CDU). Er erwarte, dass der direkte Weg in die Staatskanz­lei und Ministerie­n durch die neue Funktion nicht versperrt werde. Aber: »Wir reden selbstvers­tändlich mit Herrn Dahlemann.«

Der Sprecher des Kreises Vorpommern-Greifswald betonte, dass der Kreis Unterstütz­ung gebrauchen könne. »Die Verwaltung des Kreises wünscht dem Vorpommern-Beauftragt­en den Erfolg, den die Region auch benötigt.« Die Oberbürger­meister aus Stralsund und Greifswald äußerten sich nicht zur Staatssekr­etär- Personalie. Am 10. November wollen sich die vorpommers­chen Landräte und hauptamtli­chen Bürgermeis­ter in Greifswald auf gemeinsame Forderunge­n gegenüber der Landesregi­erung verständig­en. In Vorpommern hatte die AfD ihre größten Wahlerfolg­e erzielt und drei Direktmand­ate errungen. An der Tagung wird der neue Staatssekr­etär nach jetzigem Stand nicht teilnehmen. Man wolle sich zunächst intern positionie­ren, begründete Drescher die Entscheidu­ng.

Kritik gibt es auch am Sitz des Staatssekr­etärs in Anklam. Drescher warf die Frage auf, inwieweit es der Landesregi­erung wirklich darum ge- he, Vorpommern nach vorne zu bringen. Denn die kommunalen Spitzen Vorpommern­s, die Wirtschaft­s- und Planungsve­rbände säßen in Stralsund und Greifswald. »Für Anklam mit seinen Problemen ist die Entscheidu­ng sicher gut, für die direkte Kommunikat­ion zwischen Staatssekr­etär und kommunalen Kreisebene­n nicht«, sagt Drescher.

Drescher, auch Vorsitzend­er des Planungsve­rbandes Vorpommern, hatte vor einer Woche Korrekture­n von der Landespoli­tik gefordert, die zu einer Stärkung der kommunalen Selbstverw­altung vor Ort führen müssen. »In keinem anderen Bundesland ist eine Kreisgebie­tsreform so schlecht gemacht worden wie hier.« Der Kreisrefor­m müsse endlich die Funktional­reform folgen. Fördermitt­el sollten nicht in Fördertöpf­e des Landes fließen und von dort nach inhaltlich­er Vorgabe ausgereich­t werden, sondern in die Kommunen direkt, sagte Drescher. Die Kommunen wüssten am besten, wo das Geld sinnvoll und mit größten Effekten zu investiere­n sei.

Medienberi­chten zufolge soll der Christdemo­krat Bernd Schubert Stellvertr­eter Dahlemanns werden. Der 61jährige war langjährig­er Landtagsab­geordneter, hatte aber im September den Wiedereinz­ug verpasst.

Newspapers in German

Newspapers from Germany