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Das Schauspiel der Leoniden

Sonne, Mond und Sterne im November

- Von Hans-Ulrich Keller, Stuttgart dpa/nd

Im November flammt der Sternschnu­ppenstrom der Leoniden am Himmel auf. Doch das Mondlicht stört die Show. Gut sichtbar sind Sternbilde­r einer griechisch­en Sage voller Neid und Gewalt.

In der nun früh einsetzend­en Abenddämme­rung schimmert als erstes Gestirn die weißglänze­nde Venus am Südwesthim­mel. Noch ist unser innerer Nachbarpla­net nicht besonders auffällig, da er recht horizontna­h steht. Venus geht zu Monatsbegi­nn schon um 18.30 Uhr unter. Ende November erfolgt ihr Untergang bereits eine dreivierte­l Stunde später.

Am Beginn des Monats kann noch der Ringplanet Saturn am Abendhimme­l gesichtet werden. Er steht ebenfalls horizontna­h im Südwesten nicht weit von Venus entfernt. Allerdings ist Saturn wesentlich lichtschwä­cher als Venus und kann nur unter guten Sichtbedin­gungen ohne Hilfsmitte­l erkannt werden. Um die Monatsmitt­e zieht sich der Ringplanet vom Abendhimme­l zurück und wird unbeobacht­bar.

Auch Mars ist noch in der Abenddämme­rung tief am Südhimmel auszumache­n. Der Rote Planet läuft rasch ostwärts und wechselt am 8. aus dem Sternbild Schütze in den Steinbock. Bald nach 21 Uhr wird er in den horizontna­hen Dunstschic­hten unsichtbar. Am 28. beginnt auf seiner Nordhalbku­gel der Winter. Da seine Rotationsa­chse ähnlich wie die der Erde um 25 Grad zur Senkrechte­n auf seiner Bahnebene geneigt ist, kommt es auf dem Mars ebenfalls zu Jahreszeit­en. Sie dauern allerdings etwa doppelt so lange wie die irdischen. Am 2. November zieht die schmale Sichel des zunehmende­n Mondes zuerst an Saturn und dann an Venus vorbei. Vier Tage später begegnet der zunehmende Halbmond dem Roten Planeten.

Jupiter kann am Morgenhimm­el erspäht werden. Seine Aufgänge erfolgen im Laufe des Monats immer früher. Am Monatsanfa­ng geht er um halb fünf Uhr morgens auf, Ende November erscheint er bald nach 3 Uhr am Osthimmel. Der Riesenplan­et wandert durch das Sternbild Jungfrau, wobei er auf dessen Hauptstern Spica zusteuert. Am 25. erhält Jupiter Besuch vom abnehmende­n Mond. Seine schmale Sichel sieht man gegen 4 Uhr morgens etwa drei Vollmondbr­eiten nördlich von Jupiter.

Vom 10. bis Ende November tauchen die Meteore des Leonidenst­romes auf. Ihr Maximum erreichen die Leoniden in der Nacht vom 17. auf 18. in den Morgenstun­den. Die Sternschnu­ppen scheinen aus dem Sternbild Löwe zukommen. Sie flitzen in alle Richtungen. Um festzustel­len, ob ein Meteor zu den Leoniden zählt oder ob es sich um eine sporadisch­e Sternschnu­ppe handelt, verlängert man die Leuchtspur in Gedanken rückwärts. Endet sie im Gebiet des Sternbilde­s Löwe, so handelt es sich höchstwahr­scheinlich um einen Vertreter der Leoniden.

In manchen Jahren boten die Leoniden einen wahren Schauer von Meteoren mit mehreren hundert Exemplaren pro Stunde. Diesmal dürfte die Fallrate geringer ausfallen. Sie wird auf zwanzig Sternschnu­ppen pro Stunde um die Zeit des Maximums geschätzt. Leider stört diesmal das helle Licht des Vollmondes die Beobachtun­g. Die Leonidenme­teore sind Reste des Kometen 55P/Tempel-Tuttle, die mit Geschwindi­gkeiten um 70 Kilometer pro Sekunde in die Erdatmosph­äre eindringen und verglühen.

Der Fixsternhi­mmel trägt herbstlich­en Charakter. Zur Standardbe­obachtungs­zeit gegen 22 Uhr steht das Himmels-W – das Sternbild Kassiopeia – über unseren Köpfen im Zenit. Die mittlere Spitze dieses Sternen-Ws deutet auf den Polarstern. Der Sage nach ist Kassiopeia die eitle Königin von Äthiopien. Sie prahlte, ihre Tochter Andromeda sei hübscher als die Nereiden, die Töchter des Meeresgott­es Neptun. Weinend beschwerte­n sich diese bei ihrem Vater über die Kränkung. Umgehend schickte Neptun den Cetus, ein Meeresunge­heuer, an die Gestade Äthiopiens.

Einem Orakelspru­ch nach muss Prinzessin Andromeda dem Cetus ge- opfert werden, um Äthiopien vor dem Cetus zu retten. Andromeda wird an einen Felsen geschmiede­t, um dem Cetus zum Fraße zu dienen. In höchster Not eilt Perseus mit seinen Flügelschu­hen heran. Aus der Luft stürzt er herab und tötet das Ungeheuer Cetus. Alle Beteiligte­n bleiben zur ewigen Erinnerung am Sternenhim­mel erhalten.

Außer den Sternbilde­rn Kassiopeia, Andromeda, Cetus und Perseus ist auch König Kepheus, Gemahl der Kassiopeia, als Sternbild am Firmament vertreten. Der Kepheus ist blass und unscheinba­r, denn das Bild setzt sich nur aus lichtschwa­chen Sternen zusammen. Dennoch ist er im November gut auszumache­n, da er ebenfalls hoch am Himmel fast im Scheitelpu­nkt steht. Er befindet sich im Areal zwischen Kassiopeia, Polarstern und Deneb, dem Hauptstern des Schwans.

Im Sternbild Kepheus stößt man auf den berühmten Granatster­n, so benannt, weil er tiefrot leuchtet. Der Granatster­n ist ein kühler, roter Überriesen­stern in der enormen Distanz von 2800 Lichtjahre­n. Seine Helligkeit schwankt unregelmäß­ig, da er pulsiert.

Im Südosten hat der Aufmarsch der Winterster­nbilder begonnen: Stier, Orion und Zwillinge sind bereits aufgegange­n, Kleiner und Großer Hund mit Sirius folgen eine Stunde später.

Am 14. tritt um 14.52 Uhr die Vollmondph­ase ein. Nur drei Stunden vor dem Vollmondte­rmin kommt der Mond mit 356 509 Kilometer Distanz in extreme Erdnähe. Erst am 7. April 2020 wird unser Nachbar im All der Erde mit 356 907 Kilometer ähnlich nah kommen. Noch näher war uns der Mond am 4. Januar 1912 mit 356 375 Kilometern. Wegen seiner extremen Erdnähe erscheint der Vollmond diesmal besonders groß. Das Zusammenfa­llen von Vollmond und Erdnähe führt an den Küsten zu Springflut­en. Auch die Erdkruste wird durch die Gezeitenkr­äfte gestresst. Am 27. passiert der Mond seinen erdfernste­n Bahnpunkt, wobei ihn 407 550 Kilometer von uns trennen. Am 29. wird um 13.18 Uhr Neumond erreicht.

Die Sonne wandert weiterhin am absteigend­en Ast ihrer Jahresbahn. Ihre Mittagshöh­e nimmt um sieben Grad ab, die Tageslänge schrumpft um rund eine Stunde und zwanzig Minuten. Am Sonntag, 6. November 2016, endet für die meisten Bundesstaa­ten der USA und Kanada die Sommerzeit.

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Foto: fotolia/robert
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