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Sprudelnde Gewinne

Landeseige­ne Unternehme­n in Berlin arbeiten äußerst profitabel.

- Von Nicolas Šustr

Die Gewinne der Landesunte­rnehmen steigen. Neben den Wasserbetr­ieben bleibt auch bei den Wohnungsun­ternehmen mehr hängen. Das sehen stadtpolit­ische Aktivisten mit gemischten Gefühlen.

706 Millionen Euro Überschuss – diese gigantisch­e Summe erwirtscha­fteten die 53 Unternehme­n mit Landesbete­iligung 2015. Ein deutliches Plus gegenüber 2014, als 571 Millionen Euro Gewinn anfielen. »Der Aufwärtstr­end setzt sich fort«, sagt Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) bei der Vorstellun­g des Beteiligun­gsberichts am Dienstag im Roten Rathaus. Größter Gewinnbrin­ger waren die Berliner Wasserbetr­iebe mit 325,4 Millionen Euro. Auf Platz zwei folgt die Wohnungsba­ugesellsch­aft degewo mit 92,8 Millionen Euro Überschuss.

Alle sechs kommunalen Wohnungsun­ternehmen erwirtscha­fteten zusammen über 350 Millionen Euro Überschuss. »150 Millionen Euro davon sind allerdings zurückgeno­mmene Abschreibu­ngen, die einst wegen Leerstands vorgenomme­n worden«, erläutert Kollatz-Ahnen. Er freut sich sehr über das Ergebnis, obwohl die Gewinne dem Wohnraumve­rsorgungsg­esetz entspreche­nd in den Unternehme­n verbleiben. »Das Eigenkapit­al reicht so für das ehrgeizige Neubauprog­ramm«, sagt er.

»Es ist gut, dass die Gewinne nicht mehr ausgeschüt­tet werden«, sagt Rouzbeh Taheri, Sprecher der Initiative Mietenvolk­sentscheid. Dass die eine direkte Folge des aufgeheizt­en Immobilien­marktes ist, freut ihn weniger. »Es ist allerdings nicht Aufgabe der Mieterinne­n und Mieter, sondern des Senats, den Wohnungsba­u zu finanziere­n«, kritisiert er. »Ich teile diese Denkfigur nicht«, sagt dagegen Kollatz-Ahnen. »Die Finanzie- rung von Wohnungsba­u war immer Teil eines Generation­envertrags.« Er hält die Beschränku­ng des Mieterhöhu­ngsspielra­ums der Landeseige­nen auf maximal zwei Prozent jährlich für ausreichen­d.

Die Rekommunal­isierung der Wasserbetr­iebe steigerte nicht nur den Gewinn für das Land, es fielen auch 90,8 Millionen Euro Verluste bei der Berlinwass­er Holding an. »Das ist ein Einmaleffe­kt, der durch die Umstruktur­ierung bedingt ist«, sagt Kollatz-Ahnen. Auf Dauer würden auch keine 300 Millionen Euro Jahresge- winn angestrebt, versichert der Finanzsena­tor. Nun werde das Geld für eine schnellere Rückzahlun­g der Kredite zur Finanzieru­ng des Rückkaufs genutzt und auch für Investitio­nen, kündigt der Senator an.

Größter Verlustbri­nger war auch 2015 die Flughafeng­esellschaf­t. Mit 137,7 Millionen Euro minus taucht sie in der Auflistung auf. »Wir haben dort den Gesamtverl­ust eingestell­t, eigentlich müssen wir nur einen 37prozenti­gen Anteil übernehmen«, sagt Kollatz-Ahnen. Das entspräche 51 Millionen Euro, den Rest teilen sich der Bund und Brandenbur­g. Sobald der BER in Betrieb geht, fallen keine Verluste mehr an, hieß es.

Das meiste Landesgeld fließt in die Berliner Verkehrsbe­triebe (BVG), im vergangene­n Jahr waren es 550 Millionen Euro. Allerdings gelten die nicht als Verluste, stattdesse­n werden der Betrieb, die Infrastruk­tur und die Schülerbef­örderung so abgegolten. 67 Prozent Kostendeck­ungsgrad erreichte die BVG durch den Fahrkarten­verkauf. »100 Prozent lassen sich nach unserem Verständni­s nicht erreichen«, so Kollatz-Ahnen.

Auch gesellscha­ftliche Fortschrit­te sind zu vermelden. In Aufsichtsg­remien liegt der Frauenante­il 2016 bei fast 47 Prozent, im Leitungsbe­reich stieg er von 11,7 Prozent (2011) auf nun 40 Prozent.

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Foto: 123rf/paylessima­ges
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Foto: Berliner Wasserbetr­iebe / Joachim Donath. Trotz der Preissenku­ngen sprudeln bei den Berliner Wasserbetr­ieben weiter die Gewinne.

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