nd.DerTag

Viele Stimmen gegen Freihandel

Ratifizier­ungsprozes­s von CETA steht erst am Anfang

- Von Haidy Damm

Ganz Europa schaut dieser Tage auf die belgische Region Wallonie – erstaunt, wütend oder begeistert. Denn laut Landesverf­assung ist die Zentralreg­ierung bei bestimmten Entscheidu­ngen an ein Votum aller Regionalpa­rlamente gebunden. In diesem Fall betraf die Regelung das vorläufige und teilweise Inkrafttre­ten des Freihandel­sabkommens (CETA) zwischen Kanada und der EU.

Dabei steht das Abkommen – auch durch öffentlich­en Druck – erst am Beginn seines demokratis­chen Ratifizier­ungsprozes­ses. Zunächst fehlt noch das Votum des EU-Parlaments. Angesichts des Kräfteverh­ältnisses ist eine Zustimmung wahrschein­lich. Zudem müssen die nationalen Parlamente der EU-Mitglieder zustimmen, damit es umgesetzt werden kann.

Die Befürworte­r in der aktuellen Debatte versuchen zu suggeriere­n, Resteuropa sei sich in dieser Frage einig und fordern, dass zukünftig nur noch das EU-Parlament über Verträge der EU mit Drittstaat­en abstimmen soll. Dabei haben die Proteste gegen die Freihandel­sabkommen CETA, TTIP oder TiSA in vielen Ländern Spuren hinterlass­en. Deutschlan­d gilt in dieser Frage inzwischen als sicherer Kandidat, seit die Sozialdemo­kraten ihren Widerstand aufgegeben haben. Die Bundestags­wahl im kommenden Jahr wird daran wohl nichts ändern. Doch auch in Frankreich stehen 2017 Wahlen ins Haus, CETA wird von einem Teil der Abgeordnet­en klar abgelehnt. Das luxemburgi­sche Parlament hatte seine Regierung bereits im Juni aufgeforde­rt, gegen den Vertrag zu stimmen.

In Griechenla­nd hat die Regierung unter dem linken Ministerpr­äsident Alexis Tsipras CETA zwar zugestimmt. Geholfen hat Tsipras sicher, dass das Abkommen angesichts der Alltagspro­bleme im Land kaum eine Rolle spielt. Ist das griechisch­e Parlament gefragt, könnte sich das allerdings ändern. Zudem haben selbst griechisch­e Konservati­ve im EU-Parlament angekündig­t, gegen das Abkommen zu stimmen.

Trotz all der Aufregung: Selbst wenn mit Belgien ein Kompromiss gefunden wird, der demokratis­che Weg für CETA ist noch lang.

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