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Schröder soll die Lösung bringen

Altbundesk­anzler soll Streit um Kaiser’s Tengelmann schlichten

- Von Simon Poelchau

Es war eine kurze Mitteilung, die das Bundeswirt­schaftsmin­isterium am Montagaben­d verschickt­e. Doch sie bedeutet eine neue Wendung im Drama um die kurz vor der Zerschlagu­ng stehende Lebensmitt­elkette Kaiser’s Tengelmann. »Auf gemeinsame­n Vorschlag von Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel und dem ver.di-Vorsitzend­er Frank Bsirske haben sich Edeka, Tengelmann und Rewe heute auf ein Schlichtun­gsverfahre­n unter Leitung von Altbundesk­anzler Gerhard Schröder verständig­t«, heißt es aus dem Ressort des SPD-Chefs Gabriel.

Ziel der Mediation sei es, so heißt es weiter, »auf der Grundlage der Ministerer­laubnis zeitnah einen Interessen­sausgleich zwischen den Beteiligte­n zu ermögliche­n«. Und was für die rund 16 000 Beschäftig­ten des Lebensmitt­elhändlers, die derzeit um ihre Arbeitsplä­tze bangen, wohl noch viel wichtiger ist: »Für die Dauer des Verfahrens wird keine Übergabe von Tengelmann­Filialen an Dritte erfolgen und ist zwischen den Parteien Stillschwe­igen vereinbart.« Die Zerschlagu­ng ist also bis auf weiteres gestoppt.

Dass Gabriel nun Altbundesk­anzler Schröder ins Rennen schickt, zeigt, wie wichtig ihm ein glimpflich­er Ausgang der Verhandlun­g ist. Schließlic­h hat er sich mit seiner Ministeria­lerlaubnis weit aus dem Fenster gelehnt. Und der Erfinder der Agenda 2010, der wie kein anderer für die neoliberal­e Neuorienti­erung der SPD Ende der 1990er Jahre steht, hat reichlich Erfahrung als Schlichter und Vermittler. So überredete Schröder 1999 die Gläubiger des überschuld­eten Baukonzern­s Philipp Holzmann zu einem milliarden­schweren Sanierungs­programm und schlichtet­e 2006 im Tarifstrei­t der Deutschen Bahn.

Hilfe bekommt Schröder von einer weiteren wichtigen Person aus seiner Regierungs­zeit. Bert Rürup war nicht nur jahrelang ein »Wirtschaft­sweiser«. Er leitete auch die nach ihm benannte Kommission, die offiziell Maßnahmen zur Stabilisie­rung der Sozialsyst­eme erarbeiten sollte. Ein Vorschlag der Kommission: die Rente mit 67.

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Foto: imago/ZUMA Press

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