Vatikan vermittelt in Venezuela
Martin Ling über den schwierigen Dialog zwischen Regierung und Opposition
Desorden Público – der Name der 1985 gegründeten venezolanischen SkaBand ist Programm für das Venezuela 2016: Die öffentliche Ordnung ist gestört. So nachhaltig, dass der Vatikan und sein lateinamerikanischer Papst sich bemüßigt sahen zu vermitteln. Mit einem Achtungserfolg: Am Sonntag will sich die mit der rechten Opposition im Dauerclinch liegende linke Regierung von Nicolás Maduro mit ihren Widersachern treffen und das Oppositionsbündnis MUD hat dem Vernehmen aus Rom nach zugesagt.
Zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung ist der Dialog ein erster notwendiger Schritt. Es ist allerdings nicht der erste Dialogversuch und zwischen den Auffassungen beider Seiten klaffen Gräben. Die Opposition will erst den Präsidenten Maduro per Amtsenthebungsreferendum entsorgen und dann mittels Neuwahlen nach dem Parlament auch den Präsidentenposten erobern. Maduro will beides nicht und die sozialistische Regierungspartei PSUV will mindestens das Referendum auf die lange Bank schieben, um Maduro verfassungsgemäß durch den Vizepräsidenten zu ersetzen.
Die Voraussetzungen für einen »ehrlichen und konstruktiven Dialog«, wie ihn Papst Franziskus einfordert, sind denkbar schlecht. Die Alternative ist freilich noch schlechter: eine Fortsetzung der öffentlichen Unordnung mit der Gefahr einer neuen Eskalation, die die Demokratie weiter gefährdet.