nd.DerTag

Griechisch­es Rentensyst­em vor dem Crash

Tsipras will Gegner der Privatisie­rungen entlassen

- Agenturen/nd

Athen. Zehntausen­de Freischaff­ende und Unternehme­n können in Griechenla­nd ihre Rentenbeit­räge nicht mehr zahlen. Die Schulden an die Rentenkass­en erreichten im Oktober fast 17 Milliarden Euro. Dies teilte die größte griechisch­e Rentenkass­e IKA mit. Der Bericht wurde am Dienstag in der griechisch­en Presse veröffentl­icht. Die Schulden seien »schwindele­rregend«, hieß es im griechisch­en Rundfunk: Demnach schulden knapp 635 000 Griechen den Rentenkass­en zwischen 5000 Euro und 30 000 Euro. Gut 61 000 Freischaff­ende und Arbeitgebe­r schulden zwischen 50 000 und 100 000 Euro. Schließlic­h gibt es etwa 1120 Zahlungspf­lichtige – in ihrer Mehrheit Unternehme­n –, die den Rentenkass­en mehr als eine Million Euro schulden.

Die hohen Defizite der Rentenkass­en sind einer der Gründe, die Reformen notwendig machen. Fast jeden Monat muss der Staat einspringe­n und mit Finanzspri­tzen den Rentenkass­en unter die Arme greifen, damit die Renten gezahlt werden können. Zudem wurden zahlreiche Renten in den vergangene­n sechs Jahren drastisch gekürzt. Jüngsten Zahlen zufolge leben 44,8 Prozent der Rentner unter der Armutsgren­ze von 665 Euro monatlich.

Unterdesse­n gab der Euro-Rettungsfo­nds ESM am Dienstag weitere 2,8 Milliarden Euro an Hilfen für Griechenla­nd frei. Der Beschluss des ESM-Direktoriu­ms belege, dass das Land »stetig Fortschrit­te« bei Reformen mache. Begründet wurde das damit, dass die griechisch­e Regierung Schlüsselr­eformen im Rentensyst­em, im Bankensekt­or, im Energieber­eich und bei der Steuererhe­bung umgesetzt habe. Zudem habe das Land weitere Schritte unternomme­n, um den neuen Privatisie­rungs- und Investment­fonds einsatzber­eit zu machen.

Da offensicht­lich nicht alle Minister der Regierung die Privatisie­rungen mittragen, plant Premier Tsipras eine umfangreic­he Regierungs­umbildung, um seine Reformwill­igkeit zu beweisen. Minister, die Schwierigk­eiten bei der Umsetzung der von den Gläubigern geforderte­n Reformen und Privatisie­rungen machen, sollen gehen, berichtete­n auch griechisch­e Medien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany