Endlagerstandorte rücken zusammen
Abwässer aus der Asse sollen in Gorleben entsorgt werden
Salzwasser aus der Asse soll zukünftig bei Gorleben in die Elbe geleitet werden. Die Pipeline dazu gibt es bereits. Seit Jahren sickert salziges Wasser in das marode Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel, jeden Tag 11 000 bis 12 000 Liter. Bislang wurde die Lauge in einem stillgelegten Bergwerk bei Celle entsorgt, doch Ende 2016 läuft der Vertrag aus. Jetzt erwägt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), Betreiber der Asse, das Salzwasser nach Gorleben zu transportieren – und es von dort über eine bestehende Pipeline in die Elbe zu leiten.
Bereits seit Ende der 1970er-Jahre wurde der unterirdische Gorlebener Salzstock auf seine Tauglichkeit als Atommüllendlager untersucht. Das bei der Erkundung regulär zu einer Halde aufgetürmte Salz wird bei Regen ausgewaschen und über die bestehende Pipeline am kleinen Gorlebener Hafen in den Fluss gespült.
Die Genehmigung hierfür gilt für bis zu 56 300 Kubikmeter Salzwasser im Jahr, diese Menge wurde in der Vergangenheit aber nie ganz ausgeschöpft. Auch eine Einleitung des nach BfS-Angaben nicht nennenswert radioaktiv belasteten Asse-Salzwassers – jährlich rund 4000 Kubikmeter oder etwa 25 gefüllte Badewannen, wie das BfS argumentiert – würde die Grenze nicht überschreiten.
Das Bundesamt hat bei der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, bereits einen entsprechenden Antrag gestellt. Ein Sprecher des Umwelt- ministeriums, dem das Landesamt unterstellt ist, erklärte, das Land werde einer Einleitung von Salzlauge aus der Asse in die Elbe nur zustimmen, wenn sich der Zustand des Flusses dadurch nicht verschlechtere.
Genau das aber befürchten Anwohner und Umweltschützer. Aus Sicht von Elbfischer Christian Köthke aus Gorleben darf die Belastung der Elbe nicht weiter erhöht werden. Der Strom leide ohnehin unter eingeschwemmtem Salz aus der Saale, argumentiert er.
Die vom BfS mit 1,3 Gramm pro Kubikzentimeter angegebene Salzkonzentration der Asse-Lauge habe am Einleitpunkt eine »verheerende Wirkung auf das Ökosystem«, so der Umweltverband BUND. »Das ist ja eine nahezu hundertprozentige Salzlake«, die selbst bei hundertfacher Verdünnung noch so salzig wie die Ostsee sei. Die Grünen halten die Pläne gleichfalls für »ökologisch nicht sinnvoll«. Es sei auf jeden Fall schädlich für die Umwelt, Salzwasser in einen Fluss einzuleiten, sagt die Landtagsabgeordnete Miriam Staudte: »Das hat Auswirkungen auf die Pflanzenwelt, auf die Tierwelt, und bei den Fischen hat es Auswirkungen auf das Immunsystem.«
»Eine Einleitung von Salzwasser aus der Asse kommt für uns nicht in Frage«, erklärte auch der Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Wolfgang Ehmke. Er hat aber eine andere Idee: Die Lauge könnte zur Flutung des Gorlebener Erkundungsbergwerks genutzt werden, um dieses auf Dauer unbrauchbar zu machen – »vorausgesetzt, dass einwandfrei nachgewiesen wird, dass diese Lauge nicht kontaminiert ist.«