New Kid on the Block
Paul Zipser will sich als neuer deutscher Basketball export in der NBA durchsetzen
Die beste Basketballliga startet in ihre neue Saison. Im Sommer verpflichteten die Chicago Bulls Paul Zipser, doch der will nicht so enden wie ein Kollege aus der Nationalmannschaft. US-Sportkommentatoren in der NBA sind nicht zu beneiden. Mittlerweile kommt fast jedes Jahr ein neuer deutscher Basketballer in die beste Liga der Welt, und ihre Namen bereiten den Sprechern am Mikrofon einiges Kopfzerbrechen. An »Dörk Nouitski« haben sich deutsche Fans nach 19 Jahren gewöhnt. Wie man ihren neuen Liebling »Dennis Schruhder« aussprechen kann, leuchtet jedoch schon weniger ein. Bei Tibor Pleiß kamen die Kollegen zwar recht nah ans Original heran, doch erst nachdem sie verzweifelt versuchten herauszubekommen, wie dieses »ß« ausgesprochen wird. Schließlich und ließ er seinen Namen nur noch mit Doppel-s aufs Shirt drucken, und schon ging’s.
Daraus hat Paul Zipser gelernt. Er sagte den Kollegen zwar, dass er zu Hause in München nicht »Sipser« genannt werde, aber das sei schon in Ordnung. Hauptsache sein Traum wird wahr, und er spielt endlich für die Chicago Bulls in der NBA. Den weiteren Weg von Pleiß würde Neuling Zipser allerdings gern vermeiden. Schließlich ist die NBA-Zeit des Kölner Centers nach einem Jahr mit nur wenig Einsatzzeit bei den Utah Jazz schon wieder vorbei. Er wurde nach Philadelphia verkauft und dort sogleich entlassen.
Zipser will stattdessen lange bleiben. »Am Anfang war es schwer, aber Zipser hat sich durchgebissen«, solle doch bitte die Bilanz im kommenden Sommer lauten. Bis dahin werde er sich »voll reinhauen. Klar kann es sein, dass das Training schrecklich läuft, ich mich verletze oder die Coaches mich katastrophal finden. Aber dann würden sie ihre Gründe haben«, geht der 22-Jährige aber recht zurückhaltend ins Abenteuer USA.
Auch wenn Zipser in der Vorbereitung mit ein paar spektakulären Blöcken und 18 Punkten gegen Meister Cleveland kurz für Aufsehen sorgte, verzichtete Trainer Fred Hoiberg darauf, ihn ins Aufgebot für das erste Saisonspiel am Donnerstag gegen Boston zu berufen. Es fehlt wohl noch an Vertrauen in den Neuling.
Das Problem hat Dennis Schröder nicht. Nach drei Jahren als Reservist bekommt der Braunschweiger nun die Chance, die Atlanta Hawks als Spielmacher anzuführen. »Mir gehört jetzt das Team. Das wollte ich unbedingt, doch jetzt muss ich natürlich Leistung zeigen«, sagte Schröder, der für den Karriereschritt im Sommer auf die EMQualifikation mit der Nationalmannschaft verzichtet hat. Damit hatte er sich beim Deutschen Basketball-Bund keine Freunde gemacht, denn fast wäre die Quali in die Hose gegangen, nachdem Dirk Nowitzki seine Länderspielkarriere beendet und Pleiß auf der Suche nach einem neuen Verein die Mannschaft verlassen hatte.
Und Nowitzki? Der Meister von 2011 spielt immer noch für die Dallas Mavericks. Mit 38 traut ihm jedoch niemand mehr einen Titel zu. Kommentatoren meinen schon mal, dass er mittlerweile so laufe, als steckten seine Füße in Zement fest. »So bin ich in meiner gesamten Karriere gelaufen«, konterte der Würzburger gewohnt selbstironisch, auch wenn er weiß, dass er in jungen Jahren weitaus schneller von einem Korb zum anderen kam.
Den Kampf gegen die Favoriten Golden State Warriors und Cleveland Cavaliers hat Nowitzki aber noch nicht ganz aufgegeben. »Wir müssen unsere Stärken ausspielen und unsere Schwächen verstecken«, sagt er. Er ist mittlerweile beides geworden: ein immer noch begnadeter Werfer und ein viel zu leicht umspielbarer Verteidiger. Nun ja, Basketball spielen mache ihm noch Spaß, sagt er, und die Mavericks zahlen ihm dafür noch mal 25 Millionen Dollar (23 Millionen Euro) pro Jahr. Wer würde da schon seine Karriere sofort beenden?