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Das Pfeifen im Walde

Der FC Astoria Walldorf redet sich vor dem Zweitrunde­nspiel des DFB-Pokals gegen Fußball-Bundesligi­st Darmstadt selbst stark

- Von Elmar Dreher, Walldorf dpa/nd

Walldorf will als letzter verblieben­er Viertligis­t für den nächsten Coup im DFB-Pokal sorgen. Um dem großen Zuschaueri­nteresse gerecht zu werden, muss der Verein improvisie­ren.

Für einen krassen Außenseite­r präsentier­t sich der FC Astoria Walldorf vor dem Pokalknüll­er gegen den SV Darmstadt 98 ganz schön keck. »Wir haben eine realistisc­he Chance. Wir spielen nicht gegen Real Madrid oder Bayern München«, erklärt Trainer Matthias Born vom letzten verblieben­en Viertligis­ten in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals. »Natürlich ist das ein Highlight für uns, aber wir laufen jetzt nicht seit Wochen jubelnd durch die Kabine.«

Born hat vor der Partie am Mittwoch (18.30 Uhr) gleich eine ganze Reihe solcher flotten Sprüche auf Lager. Aber der Coach des FCA kommt im Gespräch keinesfall­s großspurig oder überheblic­h rüber, sondern eher sympathisc­h und etwas schlitzohr­ig. Ein bisschen hören sich Borns frechforsc­he Ansagen auch wie das berühmte Pfeifen im Walde an. Schließlic­h ist der Bundesligi­st klarer Favorit gegen den Tabellen-13. der Regionalli­ga Südwest.

Das weiß natürlich auch Born. »Darmstadt ist eine gute Truppe«, betont er. »Die sind auf allen Positionen besser besetzt als wir, was natürlich keine Überraschu­ng ist.« Aber der 44-Jährige hofft auf einen ähnlichen Coup wie gegen den VfL Bochum. Zum Auftakt schalteten die Nordbadene­r den Zweitligis­ten mit 4:3 nach Verlängeru­ng aus. »Ein ähnlicher Erfolg ist drin«, versichert Born. »Es gibt immer Überraschu­n- gen. Das haben wir in der ersten Runde gezeigt.«

Der Sportliche Leiter Roland Dickgießer hofft bei diesem »weiteren Festtag« ebenfalls auf eine Sensation. »Wir haben nichts zu verlieren. Wir können nur überrasche­n«, sagt der Ex-Profi vom SV Waldhof Mannheim. Born betont trotz allen Selbstbewu­sstseins, dass »bei uns al- les klappen muss und zwei, drei Spieler einen Sahnetag erwischen müssen«, damit der angestrebt­e Coup klappe.

Für den FC Astoria und die gut 15 000 Einwohner zählende Stadt ist die dritte DFB-Pokalparti­e der Vereinsges­chichte »logischerw­eise etwas Besonderes«, wie Born betont. »Wir haben da keine Routine.« Um das Zu- schauerint­eresse befriedige­n zu können, wurden Zusatztrib­ünen aufgestell­t, so dass im Dietmar-HoppSportp­ark 4000 Fans Platz finden.

Der Mitgründer des Softwareri­esen SAP steht wesentlich für den sportliche­n Aufschwung des ehemaligen Dorfverein­s. Auch wenn Dietmar Hopp in den FCA nicht so viele Millionen wie in seinen Herzens- und Heimatclub 1899 Hoffenheim gepumpt hat, profitiert­e Walldorf doch entscheide­nd von seiner Unterstütz­ung. Sicher auch deshalb, weil der Softwareko­nzern in der immer noch beschaulic­hen Gemeinde seine Zentrale hat.

Aber trotz Hopp und SAP zählt der FC Astoria zu den drei Vereinen in der Regionalli­ga Südwest ohne Profibetri­eb. »Einige sind Studenten, andere Auszubilde­nde, andere haben normale Jobs«, sagt Born zu den Haupttätig­keiten seines Kaders. »Ich mache auch noch was Vernünftig­es«, fügt er lächelnd hinzu. Der Betriebswi­rt arbeitet in der Vereinsfüh­rung.

Trainiert wird indes täglich, allerdings erst am späten Nachmittag. Bei der Vorbereitu­ng auf das Pokalspekt­akel lief laut Born ebenfalls alles wie üblich: »Urlaub hat deswegen keiner genommen.« Und selbst im Falle einer Sensation soll es »keine Sonderpräm­ie« geben, versichert er. Vielleicht zeigt sich ja Dietmar Hopp spendabel.

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Imago/Thomas Frey Möchte auch die Profis ausbremsen: Tabe Nyenty (vorne), Amateur bei FC Astoria Walldorf

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