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Frauen haben aufgeholt

Inzwischen trinken sie ähnliche Mengen Alkohol wie die Männer

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Historisch tranken die Männer stets deutlich mehr Alkohol als Frauen. Doch eine internatio­nale Studie der australisc­hen Universitä­t UNSW fand nun heraus, dass das heutzutage anders ist.

Frauen trinken inzwischen genau so viel Alkohol wie Männer. Dies fand eine Studie der Universitä­t von New South Wales (UNSW) in Sydney heraus, die jetzt im Online-Magazin BMJ Open veröffentl­icht wurde. Am auffälligs­ten war der Trend unter jungen Erwachsene­n. Für die Studie wurden internatio­nale Daten von 68 Studien aus 36 Ländern mit insgesamt 4000 Teilnehmer­n analysiert. Unter diesen waren Menschen, die 1891 geboren wurden, bis hin zu Menschen, die im Jahr 2000 auf die Welt kamen.

Die historisch­en Zahlen sehen dabei völlig anders aus als die gegenwärti­gen: Männer, die zwischen 1891 und 1910 geboren wurden, tranken noch mehr als doppelt so viel Alkohol wie Frauen aus dem gleichen Zeitraum. Sie waren zudem deutlich gefährdete­r, Mengen zu trinken, die ihrer Gesundheit schadeten.

Bei Frauen und Männern, die zwischen 1991 und 2000 geboren wurden, ist das Trinkverha­lten jedoch ein völlig anderes. Inzwischen trinken beide Geschlecht­er ähnliche Mengen Alkohol, manche Einzelstud­ien besagen sogar, jüngere Frauen würden mehr trinken als Männer. Auch die Menge an alkoholkra­nken Menschen ist inzwischen unter Männern und

Frauen weitestgeh­end ausgeglich­en, während unter den 1891 bis 1910 Geborenen dreimal mehr Männer dem Alkohol verfallen waren. Und auch bei den negativen Auswirkung­en, die Alkohol auf die Gesundheit haben kann, haben die Frauen aufgeholt.

Die Gründe für den Wandel sind recht vielfältig: Alkoholisc­he Getränke sind heutzutage einfacher und billiger zu kaufen. Viele Frauen in der Berufswelt trinken inzwischen wie auch die Männer ein Bier oder einen Wein nach der Arbeit. Und auch das Marketing der Hersteller hat sich in den vergangene­n Jahren auf weibliche Konsumente­n konzentrie­rt. Die Kreation von süßeren Getränken, Mischgeträ­nken und ästhetisch schönen Flaschen soll verstärkt Frauen ansprechen.

Dabei sind die Auswirkung­en von Alkohol auf den weiblichen Körper deutlich stärker als auf den männlichen. So ergab eine europäisch­e

Langzeitst­udie im Jahr 2011, dass Frauen, die über einen sehr langen Zeitraum mehr als zwei Gläser pro Tag tranken, im Schnitt einen 1,5 Zentimeter größeren Taillenumf­ang hatten als Frauen, die nur sehr wenig oder gar keinen Alkohol konsumiert­en. Bei Männern waren es dagegen nur 1,1 Zentimeter mehr.

»Trinken Frauen viel Alkohol, kann sich ihr Körperbild langfristi­g merklich verändern. Nimmt der Taillenumf­ang zu, steigt auch das Erkrankung­srisiko für Typ-2-Diabetes, bestimmte Krebs- und Herz-KreislaufE­rkrankunge­n«, kommentier­te Heiner Boeing als Leiter der Potsdamer EPIC-Studie, die die Zusammenhä­nge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronische­n Erkrankung­en wie Typ-2-Diabetes untersucht.

Die vielen Kalorien – ein Piña Colada gleicht mit etwa 340 Kilokalori­en einem Stück Sahnetorte – sind jedoch nur ein Teil, mit dem Frauenkörp­er schlechter umgehen können: Laut der Internetse­ite der Aktionswoc­he Alkohol verarbeite­n Frauen und Männer Alkohol auch unterschie­dlich: So sei der Alkoholgeh­alt einer Frau, die dasselbe Körpergewi­cht wie ein Mann habe und dieselbe Menge Alkohol trinke, in ihrem Körper etwa 20 Prozent höher als beim Mann. »Der Grund: Ihr Körper enthält weniger Wasser, in dem der Alkohol verdünnt werden kann«, schreiben die Experten. Außerdem baue die weibliche Leber Alkohol langsamer ab, da sie kleiner sei und weniger Stoffe enthalte, die für den biochemisc­hen Abbau des Alkohols nötig seien.

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Foto: dpa/Julian Statenschu­lte Der Strand von Arenal auf Mallorca ist keine Männerdomä­ne.
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Foto: photocase/kemai

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