nd.DerTag

Vorsicht bei Reh- und Schwarzwil­d

- Von Achmed Leser, Unfallexpe­rte vom TÜV Thüringen

Besonders zur Paarungsze­it der Tiere und während der Erntesaiso­n müssen Autofahrer mit erhöhtem Wildwechse­l rechnen. Erfahrungs­gemäß steigt im Spätsommer und Herbst die Gefahr von Wildunfäll­en.

Gerade beim Befahren von Landstraße­n in Feld- und Waldnähe sollte mit plötzlich auftauchen­dem Wild gerechnet werden. Im Sommer sind Wildtiere besonders gestresst. Die Erntezeit tut ihr Übriges. Erntemasch­inen schrecken vor allem Rehwild auf. Hinzu kommt, der in der Jägersprac­he sogenannte Ernteschoc­k. Abgeerntet­e Felder bieten für das Wild keinen Schutz mehr, es weicht deshalb auf andere Flächen aus.

Eine Gefahrenst­elle, die oft unterschät­zt wird, sind Maisschläg­e direkt am Fahrbahnra­nd. Maisfelder sind in der Regel schlecht einsehbar und für Schwarzwil­d ein beliebter Rückzugsor­t. Wildschwei­ne finden hier ideale Bedingunge­n für die Nahrungsau­fnahme und zur Tarnung.

Für Autofahrer taucht Wild aus Maisfelder­n besonders unerwartet auf, die Reaktionsz­eiten der Kraftfahre­r sind dementspre­chend kurz. Da hilft nur runter mit der Geschwindi­gkeit und erhöhte Bremsberei­tschaft.

Kommt es zu einem Zusammenpr­all mit Wildtieren, wird in den meisten Fällen am Fahr- zeug ein erhebliche­r Sachschade­n verursacht. Personensc­häden kommen oftmals dann hinzu, wenn das Tier bei hoher Geschwindi­gkeit ins Fahrzeugin­nere katapultie­rt wird oder es in der Schrecksek­unde aufgrund von Ausweichma­növern zu einem Folgeunfal­l kommt.

Das bekannte Verkehrssc­hild »Wildwechse­l« mit dem springende­n Hirsch weist auf Streckenab­schnitte hin, auf denen Wild häufig die Fahrbahn quert. Hier sollten Autofahrer besonders aufmerksam unterwegs sein und das Tempo reduzieren. An hochkritis­chen Wildgefahr­enstellen sind die Leitpfoste­n inzwischen meistens mit zusätzlich­en Wildwarnre­flektoren ausgestatt­et.

Tausende Verkehrste­ilnehmer werden trotzdem jedes Jahr von den unvorherse­hbaren Straßenübe­rquerungen der Tiere überrascht. Prinzipiel­l sollte dann eine Vollbremsu­ng eingeleite­t werden. Ein Ausweichen ist oftmals kaum möglich und birgt die Gefahr, im Graben oder am nächsten Baum zu landen.

Folgeunfal­lschäden, die durch das Ausweichen entstehen, sind im Zweifel nicht durch die Teilkasko abgedeckt. Diese reguliert normalerwe­ise nur Fahrzeugsc­häden durch Haarwild. Der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) registrier­te im Jahr 2014 rund 238 000 Wildunfäll­e, bei denen ein Schaden von insgesamt 575 Millionen Euro entstand.

Ein Wildunfall ist unter allen Umständen unverzügli­ch der Polizei- oder Forstdiens­tstelle zu melden. Angefahren­e oder getötete Tiere dürfen auf gar keinen Fall mitgenomme­n werden. Dies erfüllt den Straftatbe­stand der Wilderei.

 ?? Foto: dpa/Patrick Pleul ?? Wildunfäll­e führen zu schweren Schäden am Auto, die im Zweifel nicht durch die Teilkaskov­ersicherun­g abgedeckt sind.
Foto: dpa/Patrick Pleul Wildunfäll­e führen zu schweren Schäden am Auto, die im Zweifel nicht durch die Teilkaskov­ersicherun­g abgedeckt sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany