Kfz-Versicherungen teurer: Nicht jeder Fahrzeugtyp und jede Region betroffen
Die Autoversicherung wird teurer, doch nicht jeder Fahrzeugtyp und jede Region ist davon betroffen. Bis zum 30. November können Sie den Versicherer wechseln. Von Hermannus Pfeiffer Autofahren ist ein teurer Spaß oder für Pendler ein teures Muss. Wie jedes Jahr im Spätsommer hat der Versicherungsverband seine neue Regionalklassenstatistik veröffentlicht. Daraus leiten sich die Tarife für die Versicherten im kommenden Jahr ab.
Für die meisten Autofahrer bleibt in der Kfz-Haftpflicht alles beim Alten. Doch wie im richtigen Leben gibt es auch hier Gewinner und Verlierer. Insgesamt wurden vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) elf der 415 Zulassungsbezirke um mehr als eine Klasse umgestuft.
Auf und ab Jeweils sogar um zwei Klassen besser eingestuft wurden im Osten der thüringische Kreis Hildburghausen und die Stadt Weimar. Jeweils zwei Klassen schlechter fällt die Einstufung für zwei bayerische Kreise, den nordrhein-westfälischen Kreis Gütersloh sowie zwei niedersächsische Kreise aus, darunter die VW-Autostadt Wolfsburg. Solche große Veränderung nach unten gibt es im Osten nicht.
Angeführt von LudwigslustParchim in Mecklenburg-Vorpommern kamen 62 Bezirke in die niedrigste Regionalklasse »eins«, darunter auch die Landeshauptstadt Schwerin.
Doch wie kommt der Versicherungsverband eigentlich zu seinen Einschätzungen, die ja für die Betroffenen weitreichende finanzielle Folgen haben können? Wir haben nachgefragt.
Ein unabhängiger Treuhänder überprüft jedes Jahr die Schadenverläufe der 415 regionalen Zulassungsbezirke. Auf dieser Basis wird eine Neueinstufung in die Regionalklassen vorgenommen. Diese sind für die Versicherungsunternehmen unverbindlich. Allerdings wird sich im Regelfall daran gehalten.
Die neuen Einstufungen werden ab sofort für Neu- und für bestehende Verträge zur »Hauptfälligkeit« angewendet. In der Regel ist dies der 1. Januar 2017.
Beeinflusst werden Ergebnisse für die einzelnen Regionalklassen unter anderem vom Fahrverhalten der Autofahrer, von der Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge und von den örtlichen Straßenverhältnissen.
In Kasko werden darüber hinaus örtliche Besonderheiten wie etwa die Diebstahlhäufigkeit, Sturm- und Hagelschäden oder die Anzahl der Wildunfälle berücksichtigt.
Zwölf Regionalklassen gibt es für die Kfz-Haftpflicht, 16 für die Teilkasko- und neun für die Vollkaskoversicherung.
Viel Bewegung bei den Wagentypen 2017 gibt es wie in den Vorjahren nach GDV-Angaben nur »vergleichsweise wenige Umstufungen«. Mehr Bewegung gibt es bei den Einstufungen in die neuen Typklassen. In der KfzHaftpflichtversicherung bleibt zwar für gut zwei Drittel der Fahrzeugmodelle alles beim Alten, in der Voll- und Teilkaskoversicherung jedoch nur für knapp jedes zweite Modell.
Auch hier überprüfen unabhängige Treuhänder jedes Jahr die Schadenverläufe der rund 27 000 Fahrzeugmodelle, die auf Deutschlands Straßen unterwegs sind. Auf dieser Basis wird eine Neueinstufung in die Typklassen vorgenommen. Auch diese ist für die Versicherer an sich unverbindlich. Üblicherweise werden sie aber sofort für Neuverträge und für bestehende Verträge zur Hauptfälligkeit angewendet.
Die Typklassen spiegeln nach Angaben des Versichererverbandes »die Schaden- und Unfallbilanzen eines jeden in Deutschland zugelassenen Automodells wider«. Ein Modell wird in eine höhere Typklasse eingestuft, wenn mit diesem Autotyp mehr Schäden gegenüber den Vorjahren gemeldet und entschädigt wurden – oder umgekehrt.
In der Kaskoversicherung werden zudem örtliche Besonderheiten wie etwa Vandalismus oder Wetterschäden gewertet. 16 Typklassen gibt es für die KfzHaftpflichtversicherung, 25 für die Vollkasko- und 24 für die Teilkaskoversicherung. Süd-Ost-Gefälle Deutschlands Autofahrer fahren versicherungstechnisch auf einem Süd-Ost-Gefälle: Viele Zulassungsbezirke östlich der Elbe gelten als besonders preisgünstig. Ihre persönliche Regionalklasse für Ihren Wohnort können Sie im GDV-Internetangebot abfragen. Dort gibt es auch Antwort auf die Frage, wie ihr eigener Autotyp abschneidet (www.gdv.de, Stichworte »Regionalklassen« und »Typklassenabfrage«).
Die neuen Klassen können ein Anlass sein, über den eigenen Versicherungsvertrag nachzudenken. Bietet Ihr Versicherer nicht so umfangreiche Leistungen wie ein anderer Anbieter oder sind Ihnen die Beiträge zu hoch?
Im Herbst ist Wechselsaison. Noch bis Ende November kann ein Großteil der Versicherten den Anbieter problemlos zum Jahresanfang 2017 wechseln. »Übers Jahr« geht dies nur in besonderen Fällen – etwa nach einer Schadenregulierung durch das Versicherungsunternehmen oder wenn Sie sich einen neuen Wagen kaufen.
Oft genügt schon ein kurzer Anruf beim bisherigen Versicherer, um einen günstigeren Vertrag zu erhalten.