nd.DerTag

Hebel gegen Datenschüt­zer

- Tom Strohschne­ider über Pläne zur Ausweitung der Überwachun­g

Es ist über zehn Jahre her, da haben Verfassung­sschützer der zunehmende­n Videoüberw­achung bereits attestiert, zur Degradieru­ng von Bürgern zu überwachte­n Objekten beizutrage­n. Ja, es waren echte Verfassung­sschützer: die Grundrecht­sfreunde, die jährlich den Big Brother Award verleihen.

Von den Behörden, die von Amts wegen für »Sicherheit« zuständig sind, ist man anderes gewöhnt: immer mehr staatliche Anmaßung, polizeilic­hen Zugriff, behördlich­e Kontrolle. Nun dreht der Innenminis­ter die Schraube noch weiter: Seine Pläne zielen darauf ab, das Installier­en von Kameras durch private Betreiber zu erleichter­n – und zugleich die Datenschüt­zer zu schwächen, welche für die Überprüfun­g dieser Art »privatisie­rter innerer Sicherheit« zuständig sind.

Natürlich wird das alles mit Terrorgefa­hr begründet, etwas, wogegen Videoüberw­achung wenig ausrichtet – sieht man von nachträgli­chen Ermittlung­en und der Befriedigu­ng medialer Bilderbedü­rfnisse ab. Die »Sicherheit­sbelange«, die der CDU-Minister meint, sind eben nicht die Belange der Gesellscha­ft, in denen das Grundrecht des Einzelnen, vom Staat unbehellig­t zu bleiben, eine zentrale Rolle spielen muss. Sondern es sind die Belange de Maizières: In Wahrheit geht es darum, den Einfluss der Datenschüt­zer auszuhebel­n – das sagt der Gesetzentw­urf auch ganz offen: Bei denen hätte sich eine restriktiv­e Genehmigun­gspraxis von Videoüberw­achung herausgebi­ldet. Man könnte anfügen: wie es sich für echte Verfassung­sschützer gehört.

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