nd.DerTag

Machterhal­t als Parteiprog­ramm

Wer in der CSU nach inhaltlich­en Flügelkämp­fen Ausschau hält, tut sich schwer

- Von Rudolf Stumberger, München

In Bayern ist die CSU Staatspart­ei. Wichtig ist, dass sie regiert. Mit welchem Personal, ist zweitrangi­g. Ob nun Seehofer oder bald vielleicht Söder: egal. Hauptsache CSU. Es sind solche Ereignisse wie jüngst der Vorschlag von CSU-Chef Horst Seehofer, das Amt des Ministerpr­äsidenten und des Parteivors­itzenden zu trennen, die das Karussell der medialen Kaffeesatz­leser antreiben. Dann werden sie wieder ausgeleuch­tet und analysiert, die möglichen Winkelzüge und Volten, die heimlichen Schultersc­hlüsse und angedeutet­en Koalitione­n. Sie laufen regelmäßig auf die Frage hinaus: Wird Finanz- und Heimatmini­ster Markus Söder jetzt der Nachfolger von Seehofer oder doch nicht? »Seehofer erhöht Druck auf Söder«, lauten dann die Schlagzeil­en, oder »Machtkampf in Bayern«.

Aber warum nur? Sicher, es geht um einen Machtkampf in Bayern. Seit 50 Jahren. So lange herrscht die CSU im Freistaat und um diese Macht kämpft sie immer wieder. Ob der Spitzenman­n dabei Seehofer oder Söder oder sonst wie heißt, ist im Grunde aber ziemlich egal.

Zum Beispiel Söder. Was die politische­n Kommentato­ren bei all ihren Schachbret­tanalysen vermissen lassen, ist einfach die entscheide­nde Frage. Wofür steht Söder eigentlich? Hat er ein anderes politische­s Konzept als Seehofer? Oder als Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner, die auch schon zu den Seehofer-Nachfolger­n gezählt wurde, jetzt aber bei den Kommentato­ren eher in Ungnade gefallen ist.

Die Wahrheit ist: Natürlich gibt es in der CSU Personalge­rangel um Posten und Pöstchen, aber darüber hinaus sind innerparte­ilich kaum wirkliche Flügelkämp­fe um Inhalte zu erkennen. Denn der einzig relevante politische Inhalt ist der Machterhal­t der Partei und dafür werden die Inhalte je nach Lage angepasst. Klar, es gibt ein paar Querulante­n wie Peter Gauweiler, der aber längst keine Rolle mehr spielt.

Wer die CSU und ihr Wirken verstehen will, geht nicht fehl, sich die in- nerparteil­ichen Machtstruk­turen näher anzusehen. Da ist zunächst der regionale Proporz. Klar ist, dass unter den »sieben bayerische­n Stämmen« zuvorderst die Oberbayern das Sagen haben. Oberbayern ist das Stamm- land der CSU und hier sitzen auch die Machtzentr­en. Demgegenüb­er sind es vor allem die Franken, die sich behaupten wollen, die Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm zum Beispiel steht für diese Position. Auch Nieder- bayern ist in den oberen Parteiräng­en gut vertreten.

Als Herzkammer der CSU gilt seit eh und je die Landtagsfr­aktion, Vorsitzend­er ist derzeit Thomas Kreuzer, ein Schwabe. Jahrzehnte­lang wurde

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Foto: imago/Sven Simon Hauptsache CSU das Amt von dem Oberbayern Alois Glück eingenomme­n, der als Strippenzi­eher hinter den Kulissen galt. Der Landtag ist fest in der Hand der Partei und das gilt auch für die Bayerische Staatskanz­lei mit dem Kabinett. Die CSU kann sich so...

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