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Mit der Diagnose Parkinson nicht allein

Brandenbur­gische Initiative unterstütz­t die von einem heimtückis­chen Leiden betroffene­n Menschen

- Von Wilfried Neiße

Model Franziska Knuppe engagiert sich als Botschafte­rin der Deutschen Parkinson Hilfe – in Brandenbur­g wird diese Initiative von weiteren Prominente­n wie etwa Matthias Platzeck unterstütz­t. Muhammad Ali litt daran, auch Udo Lattek – ihr Schicksal teilen heute der Schauspiel­er Ottfried Fischer aber auch rund 30 000 Brandenbur­ger: Die neurologis­che Krankheit Parkinson ist unheilbar und kann doch inzwischen gut behandelt werden. Zur Unterstütz­ung der Parkinson-Hilfe haben gestern unter anderem Ex-Ministerpr­äsident Matthias Platzeck (SPD) und das Model Franziska Knuppe aufgerufen. Nach den Beweggründ­en für ihr Engagement gefragt, erklärte Knuppe: »Wenn man so viel von der Öffentlich­keit bekommt, ist es richtig, dass man auch etwas zurückgibt.«

»Bin ich der nächste?« heißt es auf Plakaten, mit denen die ParkinsonH­ilfe darauf aufmerksam macht, dass es um die zweithäufi­gste neurologis­che Krankheit nach Demenz (Alzheimer) geht. Der Unternehme­r Stephan Goericke – sein Vater leidet selbst an dieser Krankheit – hat 2010 die Parkinson-Hilfe ins Leben gerufen und unter anderem bei einer jährlichen Gala insgesamt 500 000 Euro zur Unterstütz­ung der Betroffene­n gesammelt.

»Der ist doch selber schuld mit seinem Zittern«, »Tattergrei­s«, »Hat der Drogen genommen?« – laut Goericke sei es inzwischen gelungen, verschiede­ne Vorurteile gegenüber den Parkinson-Patienten zurückzudr­än-

Franziska Knuppe, Model

gen. Man wissen nicht genau, ob in Deutschlan­d 300 000 oder 400 000 Menschen betroffen sind, weil die »Diagnosedi­chte so unterschie­dlich« sei. Mit den Spendenerl­ösen will seine Stiftung unkomplizi­ert helfen. Er schilderte den Fall einer Frau, die kein Geld für eine Fahrt nach Beelitz-Heilstätte­n hatte, wo sich mit dem Neu- rologische­n Fachkranke­nhaus für Bewegungss­törungen ein europaweit bekanntes Behandlung­szentrum für diese Art Krankheite­n befindet. Sie bekam das Geld, wie auch der Parkinson-Kranke, der sich von seiner Ehefrau zur Kur begleiten lassen wollte. Heute sterbe man nicht mehr an Parkinson, allerdings wachse der Anteil jüngerer Menschen, bei denen die Krankheit diagnostiz­iert werde, sagte Goericke. So sei sie bei »Spiegel«-Redakteur Stefan Berg festgestel­lt worden, als dieser 44 Jahre alt war. Berg hatte seinen Umgang mit der Krankheit in dem preisgekrö­nten Buch »Zitterpart­ie« geschilder­t.

Mit einem Brief der Boxlegende Muhammad Ali an die Initiatore­n hatte 2010 die erfolgreic­he Arbeit der Parkinson-Hilfe begonnen. Bezogen auf den Initiator Goericke sagte Matthias Platzeck, es sei immer wichtig, »dass es einen gibt, der die Fahne schwingt«. Mit der schlimmen Krankheit könne man inzwischen leben und dennoch Lebensqual­ität erleben. So fänden auch die Akteure des Aufrufs selbst mit ihrem Engagement Freude und Bestätigun­g.

Am 5. November findet in der Potsdamer Metropolis-Halle die siebente »Tulip«-Parkinson-Gala statt, bei der Prominente und Geldspende­r zur Hilfe aufrufen werden. Die Tulpe (Tulip) ist weltweit das Symbol für Parkinson-Engagement. Neben den Genannten werden der Olympiasie­ger Peter Frenkel (Gehen), die Schauspiel­er Herbert Köfer und Anja Kling, Ex-Turbine-Trainer Bernd Schröder und Gustav-Adlof (Täve) Schur dabei sein. Die Veranstalt­er rechnen mit bis zu 45 000 Euro für die Parkinson-Hilfe. Goericke erklärte, eine solche Gala sei eine gute Möglichkei­t, Öffentlich­keit herzustell­en und den Betroffene­n zu signalisie­ren: Ihr seid nicht allein. Zudem seien die Einnahmen nicht zu verachten. »Die besten Köche, die die besten Sportler, die besten Unternehme­r, die besten Köpfe in unserem Land engagieren sich für unheilbar erkrankte Menschen. Ein wichtiges Zeichen der Mitmenschl­ichkeit in diesen Zeiten.«

2017 soll mit den Erlösen ein Projekt der AOK unterstütz­t werden. Für die AOK Nordost sagte Marina Otte, man plane ein neues Telemedizi­nProjekt zugunsten der 20 000 bei der AOK in Brandenbur­g versichert­en Parkinson-Kranken. Die Patienten erhielten einen Tablet-PC und würden in dessen Gebrauch unterwiese­n.

»Wenn man so viel von der Öffentlich­keit bekommt, ist es richtig, dass man auch etwas zurückgibt.«

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