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Struktur falsch, Personal nicht ausreichen­d

Expertengr­emium kritisiert Thüringer Polizeiref­orm

- Dpa/nd

Erfurt. Experten sehen erhebliche­n Nachbesser­ungsbedarf bei der Polizeiref­orm in Thüringen. Dem nun vorgelegte­n Abschlussb­ericht zufolge soll die Landespoli­zeidirekti­on Aufgaben an die Landespoli­zeiinspekt­ionen abtreten. Deren Zahl solle von jetzt sieben auf nicht mehr als vier reduziert werden, sagte der Vorsitzend­e des Gremiums, Rechtsprof­essor Manfred Baldus. »Der Zuschnitt sollte sich an den Landgerich­tsbezirken orientiere­n.« Der Bericht enthält 64 Empfehlung­en. Ob sie umgesetzt werden, ist unklar.

»Die Landespoli­zeidirekti­on wird von der Kommission sehr kritisch gesehen«, erklärte Baldus. Sie solle künftig nicht mehr zentrale Führungs- und Einsatzbeh­örde sein. »Die Aufgaben einer Führungsdi­enststelle sollten wieder dem Innenminis­terium übergeben werden.« Auflösen wollen die Experten die Direktion allerdings nicht: Nach Vorstellun­g des Gremiums sollte sie etwa für Beschaffun­g von Ausrüstung, Gebäudeman­agement, Vertretung bei Prozessen und für die IT-Technik zuständig sein.

Die Autobahnpo­lizei sollte aus Sicht des Gremiums als Sonderbehö­rde aufgelöst und bei den Polizeiins­pektionen als »eigener Bereich Verkehr« angesiedel­t werden. Zudem kritisiert­en die Experten die Personalau­sstattung »in einzelnen Bereichen« der Polizei als unzureiche­nd, etwa bei der Bereitscha­ftspolizei. Eine Empfehlung, wie viele Polizisten notwendig sind, gab Baldus nicht ab. An das Innenminis­terium appelliert­e er, ein Leitbild zu Aufgaben der Polizei zu entwickeln.

Die Expertenko­mmission war von der rot-rot-grünen Landesregi­erung vor einem Jahr eingesetzt worden, um die Polizeistr­ukturrefor­m der Vorgängerr­egierung zu überprüfen. Ziele der Reform seien nur zum Teil erreicht worden, resümierte Baldus. Viele Befragte in den Dienststel­len hätten angegeben, von einer Stärkung der Strukturen vor Ort sei nichts zu spüren gewesen. Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) sagte, die Ergebnisse würden nun »mit Respekt geprüft«.

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