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Schwesig startet neue Kita-Offensive

Bund und Länder wollen Milliarden­beträge einsetzen, um die Betreuung in den Kitas zu verbessern

- Von Stefan Otto Kommentar Seite

Träger, Verbände und Gewerkscha­ften fordern schon lange ein Qualitätsg­esetz für die Kitas. Eine Bund-Länder-Arbeitsgru­ppe will jetzt Eckpunkte für ein solches Vorhaben ausarbeite­n. Der Bund hat sich gemeinsam mit den Ländern dazu durchgerun­gen, die Betreuung in den Kindertage­sstätten erheblich zu verbessern. Bislang scheiterte der Versuch von Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD), eine bessere Qualität in den Einrichtun­gen per Gesetz festzuschr­eiben, am Unwillen der Länder wie der Großen Koalition, so dass sie das ehrgeizige Vorhaben vor zwei Jahren ruhen lassen musste. Doch nun hat es bei der Kita-Betreuung einen Durchbruch gegeben: Bund und Länder wollen gemeinsam ein »Qualitätse­ntwicklung­sgesetz« auf den Weg bringen. Eckpunkte hierfür sollen bis zum Frühjahr entwickelt werden, die »den länderspez­ifischen Bedürfniss­en gerecht werden«, verkündete Schwesig am Dienstag in Berlin. »Das heißt auch, dass wir künftig wesentlich mehr Mittel investiere­n müssen.« Daran scheiterte­n bislang alle Mühen, eine bessere Betreuung in den Einrichtun­gen herzustell­en.

Diese Kehrtwende resultiert offenbar aus der Erkenntnis einer enormen Diskrepanz. Einhergehe­nd mit dem Kita-Ausbau der vergangene­n Jahre werden mittlerwei­le zwar viel mehr Kinder in Einrichtun­gen betreut, es fehlen aber nach wie vor Tausende von Erzieherin­nen und Erziehern. Der Betreuungs­schlüssel in den Einrichtun­gen hat sich im vergangene­n Jahr nur minimal verbessert. Im Schnitt kommen auf eine Fachkraft bundesweit 9,3 Kinder, bei unter Dreijährig­en liegt die Betreuungs­quote bei eins zu 4,3. Erziehungs­wissenscha­ftler verlangen eine deutlich bessere Versor- gung, da sonst keine kindgerech­te Betreuung gewährleis­tet sei, heißt es. Zu diesem Schluss sind nun auch Bund und Länder in einem Bericht gekommen.

Experten ist längst klar, dass die bislang bereitgest­ellten Mittel für die Einrichtun­gen nicht ausreichen. Schwesig kündigte daher an, dass der Bund für die definierte­n Ziele – mehr Fachperson­al, bessere Sprachförd­erung und Gebührenen­tlastung für Eltern – ab 2018 zusätzlich eine Milliarde Euro übernimmt und diesen Betrag in einem Stufenplan auf jährlich fünf Milliarden Euro steigern wird.

Norbert Hocke, Bundesvors­tand der Erziehungs­gewerkscha­ft GEW, begrüßt das Vorhaben. Gleichwohl diese Vereinbaru­ng in keinem Koalitions­plan festgezurr­t sei, könne »wohl keine neue Koalition nach der Bundestags­wahl im kommenden Jahr hinter dieser nun beschlosse­nen Vereinbaru­ng zurückfall­en«, sagte er gegenüber dem »nd«. Bislang ist der Bund vor allem für den Kita-Ausbau zuständig, während die Bundesländ­er sich im Wesentlich­en um die Qualität kümmern.

Angesichts der sich ändernden Zuständigk­eiten appelliert­e Eva Lohse, Präsidenti­n des Deutschen Städtetage­s, daran, dass die Mittel künftig »zielgerich­tet und vollständi­g bei den Kommunen als verantwort­liche Träger der Kinder- und Jugendhilf­e« ankommen müssten. 4

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