nd.DerTag

Enttäusche­nde Fintechs

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Simon Poelchau meint, dass die Bankenwelt vor allem gesellscha­ftlich und nicht technologi­sch reformiert werden muss

Seit längerem schon geistert ein Wort durch die Welt, bei dem viele sich zunächst fragen, was es bedeuten soll: Fintech. Es ist ein Sammelbegr­iff für die kleinen oder größeren Startups im Finanzwese­n, die neue, digitale Technologi­en wie Blockchain­s oder Geschäftsm­odelle wie Crowdfundi­ng nutzen.

Für Kritiker der Bankenwelt ist damit häufig der Wunschgeda­nke verbunden, dass diese kleinen smarten Klitschen womöglich bald die Großbanken obsolet machen könnten. Doch ist diese Hoffnung unbegründe­t, wie eine Studie der Unternehme­nsberater von Roland Berger zeigt. Der Großteil dieser Fintechs hat gar nicht vor, die Großbanken und Versicheru­ngen zu verdrängen. Stattdesse­n hofft die überwiegen­de Mehrheit von ihnen, mit den etablierte­n Größen zusammenar­beiten zu können. Denn die Fintechs sind vor allem ganz normale Unternehme­n, die besonders einen Auftrag haben: die Investoren glücklich zu machen. Und viele der Technologi­en, mit denen sie arbeiten, können auch angestammt­e Banken gut verbrauche­n. Deshalb sind Fintechs und Etablierte wohl eher Geschäftsp­artner als Konkurrent­en.

Kapitalism­uskritisch­e Technikent­husiasten dürften deswegen vielleicht etwas enttäuscht sein. Aber das eine oder andere globale Problem braucht wohl doch eher eine gesellscha­ftliche statt eine technische Lösung.

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