nd.DerTag

Dialog der Unverbindl­ichkeiten

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Roland Etzel zum Steinmeier-Besuch in der Türkei

Außenminis­ter Steinmeier hat recht, wenn er darauf beharrt, dass gerade »in diesen schwierige­n Zeiten« bei aller Kritik an der Türkei nicht auf Dialog mit ihr verzichtet werden dürfe. Soweit die Theorie. In der Praxis – und das unterstric­h die gestrige Visite in Ankara ein weiteres Mal – scheint der türkische Staatschef Erdogan das als Schwäche auszulegen.

Nach Erdogans Erfahrunge­n im Umgang mit Westeuropa ist dies überhaupt nicht verwunderl­ich. Eine wichtige davon lautet: Er muss seine Unverschäm­theiten nur laut genug in den Äther brüllen, damit die EU, personifiz­iert in der deutschen Regierung, auf das gewünschte Maß einknickt. So geschehen zum Beispiel mit der Armenien-Resolution des Bundestage­s, die nach dem verärgerte­n Aufheulen in Ankaras Präsidente­npalast von Berlin sofort als nicht verbindlic­h abgewertet wurde.

Es sollte noch nicht mutig genannt werden müssen, wenn der deutsche Außenminis­ter sich in Ankara auch mit opposition­ellen Parlaments­abgeordnet­en trifft. Es war das Mindeste, das die deutsche Öffentlich­keit erwartete. Respektabe­l wäre es gewesen, wenn Steinmeier energisch dagegen protestier­t hätte, dass die türkische Armee die Erkenntnis­se der Bundeswehr­tornados entgegen offizielle­n Absprachen für ihren Krieg gegen die Kurden nutzt. Aber davon ist nichts bekannt.

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