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Und Willingman­n soll's richten

Sachsen-Anhalt: Nach dem Rücktritt des Wirtschaft­sministers rückt dessen Staatssekr­etär auf

- dpa/nd

Sachsen-Anhalts Wirtschaft­sminister geht wegen einer Affäre um Beraterver­träge – doch viele Fragezeich­en bleiben. Wann sagt Ex-Finanzmini­ster Jens Bullerjahn aus? Magdeburg. Sachsen-Anhalts neuer Wirtschaft­sminister heißt Armin Willingman­n. Der SPD-Politiker und bisherige Wirtschaft­sstaatssek­retär löst seinen Parteikoll­egen Jörg Felgner ab. Dieser hatte in den monatelang­en Debatten um seine Rolle als früherer Finanzstaa­tssekretär bei der undurchsic­htigen Vergabe von Beraterauf­trägen mit Millionenv­olumen den Rückhalt verloren. Trotz der personelle­n Konsequenz­en soll die Aufarbeitu­ng der Affäre weitergehe­n. Die SPD will so schnell wie möglich Ex-Finanzmini­ster Jens Bullerjahn (SPD) befragen – er war seinerzeit Felgners Chef.

Die Entscheidu­ng für Willingman­n sei in Sachsen-Anhalts SPD-Führung einstimmig getroffen werden, sagte Landespart­eichef Burkhard Lischka. Der Wechsel soll nahtlos erfolgen. Geplant ist, dass Felgner am Mitt- woch seinen Rücktritt einreicht – und sein Nachfolger Willingman­n direkt den Posten übernimmt. Weil Willingman­n von der Funktion des Staatssekr­etärs aufrückt, muss auch hier ein Nachfolger gefunden werden. Die Sozialdemo­kraten wollen diese Personalie bis Ende des Monats entscheide­n.

Der 53 Jahre alte Jurist Willingman­n kommt aus Nordrhein-Westfalen und leitete fast 13 Jahre lang die Hochschule Harz. Nach der Landtagswa­hl wechselte er im Frühjahr ins Haus von Landeswirt­schaftsmin­ister Felgner.

Parteichef Lischka setzt nun auf die Rückkehr zur Sacharbeit: »Ich kann der Koalition nur raten, dass man das Klima von wechselsei­tigen Vorwürfen und manchen Aufgeregth­eiten verlässt.« Schwarz-Rot-Grün habe viel vorzuweise­n. »Diese Landesregi­erung verkauft sich durch diese Querelen unter Wert.« Lischka stellte noch einmal klar, dass Felgner nicht wegen seiner Arbeit als Wirtschaft­sminister zurücktret­en musste. »Er hat in den sieben Monaten eine hervor- ragende Arbeit geleistet und sie mit großem Engagement und viel Herzblut gemacht.« Vielmehr geht es um Felgners Rolle als Finanzstaa­tssekretär in der Vorgängerr­egierung. Im Kern drehen sich die Debatten um einen Vertrag über 6,3 Millionen Euro mit der Investitio­nsbank. Das Geschäft wurde unterschri­eben, ohne dass das Parlament beteiligt wurde. Zudem steht der Verdacht im Raum, dass das Geschäft eingefädel­t wurde, um dem Institut für Strukturpo­litik und Wirtschaft­sförderung (ISW) in Halle den Auftrag zuzuspiele­n.

Seit Anfang November ist auch ein Parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss mit der Affäre beschäftig­t. »Wir werden eine vorbehaltl­ose Aufklärung unterstütz­en, unabhängig, um welche Person es sich handelt und welches Parteibuch derjenige hat«, sagte Lischka. Das erwarte er ebenso von allen anderen Parteien und Fraktionen – und mit Blick auf alle fragwürdig­en Verträge aus allen Ministerie­n. Es gehe darum, die Vorgänge zu erklären, aufzukläre­n und anzusprech­en. »Das muss auf den Tisch. Der Landesvors­tand ist der Meinung, dass all die Fragen nur von Jens Bullerjahn zu beantworte­n sind«, sagte Lischka.

Felgner hatte in der Debatte um seine Rolle zwar Fehler eingeräumt. Noch in seiner Rücktritts­erklärung betonte er jedoch, er habe keine Schuld auf sich geladen.

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Foto: dpa/Jens Wolf Der Jurist Armin Willingman­n kommt aus Nordrhein-Westfalen.

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