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Spendenaff­äre macht Bayerns SPD nervös

Für den Regensburg­er OB wird die Luft immer dünner

- Von André Jahnke, Regensburg dpa/nd

Bayerns SPD hat es im CSU-Land schon immer schwer, aktuell kommt nun eine Spendenaff­äre in Regensburg, der viertgrößt­en Stadt des Bundesland­es, hinzu. Es geht um Oberbürger­meister Joachim Wolbergs. Der schweigt, doch aussitzen kann der SPD-Politker die Affäre um Spenden von Bauunterne­hmern an seinen SPDOrtsver­ein wohl nicht mehr lange. Erst floss eine halbe Million Euro vor seiner Wahl zum Stadtoberh­aupt in die SPD-Kassen – jetzt kommt heraus, dass auch danach noch hohe Summen folgten. Der Druck auf Wolbergs steigt, vor allem weil die Hinweise jeweils aus der eigenen Partei gekommen sind. Rückhaltlo­se Unterstütz­ung sieht anders aus.

Wolbergs galt in der nicht gerade vom Erfolg verwöhnten Bayern-SPD bislang als einer der größten Hoffnungst­räger – neben Münchens OB Dieter Reiter und dem Nürnberger Oberbürger­meister Ulrich Maly. Damit könnte es nun vorbei sein. Dem Bayerische­n Rundfunk (BR) und der »Süddeutsch­en Zeitung« (SZ) wurde jedenfalls der SPD-Rechenscha­ftsbericht 2015 vorab zugespielt. Und darin wird belegt, dass Wolbergs auch während seiner Amtszeit ungewöhnli­ch hohe und möglicherw­eise auch verschleie­rte Parteispen­den erhalten hatte – stets über den von ihm geleiteten SPD-Ortsverein Stadtsüden.

Bei den Spendern handelt es sich laut SZ und BR um Mitarbeite­r oder Tochterfir­men von mindestens zwei Immobilien­unternehme­n, die im Verdacht stehen, sich die Gunst des Sozialdemo­kraten bereits im Wahlkampf erkauft zu haben. Die Höhe dieser neuerliche­n Spenden liegt allein im Jahr 2015 bei etwa 160 000 Euro.

»Diese neue Dimension, dass Wolbergs nach dem Wahlkampf 160 000 Euro bekommen hat, ist schockiere­nd«, sagt der Vorsitzend­e des CSU-Kreisverba­ndes Regensburg-Stadt, Franz Rieger. Es gelte zwar die Unschuldsv­ermutung. »Aber die Affäre bedeutet einen erhebliche­n Schaden für die Stadt Regensburg.« Rieger glaubt auch, dass »die eigenen Genossen den Oberbürger­meister ans Messer liefern, weil sie die Situation als nicht mehr tragbar ansehen«.

Seit Monaten ermittelt die Staatsanwa­ltschaft bereits gegen Wolbergs wegen Vorteilsna­hme, weil Immobilien­unternehme­r vor der OB-Wahl der örtlichen SPD zusammen mehr als eine halbe Million Euro gespendet hatten. Die Anklagebeh­örde will klären, ob Wolbergs Geld dafür bekommen hat, bestimmte Betriebe als Gegenleist­ung für deren Zahlungen bei städtische­n Bauprojekt­en zu bevorzugen.

Der Schatzmeis­ter der BayernSPD, Thomas Goger, betont, dass er ein hohes Interesse an einer umfassende­n Aufklärung der Spendenpra­xis des SPD-Ortsverein­s Regensburg-Stadtsüden habe. Es treffe auch zu, dass dieser Ortsverein im Jahr 2015 Spenden von natürliche­n und juristisch­en Personen jeweils unter 10 000 Euro erhalten hat, sagt Goger. »Ein Teil dieser Spenden, knapp 160 000 Euro, wurde zwischenze­itlich vom SPD-Parteivors­tand vorsorglic­h an den Präsidente­n des Deutschen Bundestags abgeführt.« Die parteienre­chtliche Bewertung dieser Spenden obliegt nun der Bundestags­verwaltung.

Angaben zu den Spendern macht Goger, der selbst Staatsanwa­lt ist, nicht. Die Vielzahl der Belege knapp unter 10 000 Euro ist jedenfalls brisant, weil Spenden über dieser Grenze namentlich im Rechenscha­ftsbericht der Parteien aufgeführt werden müssen. Der Spendenflu­ss nach der Wahl taucht zudem so manches Grundstück­sgeschäft, das nach dem Amtsantrit­t Wolbergs abgewickel­t wurde, in neues Licht.

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