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Schmutz auf dem Handy verrät viel

Neue wissenscha­ftliche Methode könnte auch Kriminalis­ten helfen

- AFP/nd

Miami. Hinterlass­enschaften auf dem Handy wie Hautpartik­el, Spuren von Öl oder Schmutz können viel über den Lebensstil des Nutzers verraten. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag in den »Proceeding­s of the National Academy of Sciences« veröffentl­ichte Studie von US-Forschern. Sie glauben, dass ihre Methode eines Tages unter anderem Kriminalis­ten bei der Aufklärung von Fällen helfen könnte.

Für ihre Studie untersucht­en die Forscher insgesamt 500 Proben, die sie von 39 Handys und der rechten Hand ihrer Besitzer nahmen. Mit Hilfe eines speziellen Verfahrens, der Massenspek­trometrie, ermittelte­n sie so viele Moleküle wie möglich und glichen sie mit den Molekülen einer Referenzda­tenbank ab.

Auf diese Weise entdeckten sie auf den Handys einen ganzen Schatz an chemischen Informatio­nen über deren Besitzer. Unter anderem fanden sie Reste von Cremes gegen Entzündung­en oder Pilze, Spuren von Mitteln gegen Haarausfal­l oder Depression­en sowie von Augentropf­en. Sie isolierten Moleküle von Zitrusfrüc­hten, Koffein, Kräutern oder Gewürzen sowie von Inhaltssto­ffen aus Sonnenschu­tz- oder Antimücken-Mitteln.

»Allein durch die Analyse der Partikel, die sie auf ihren Handys hinterließ­en, konnten wir bestimmen, ob die Besitzer vermutlich weiblich sind, teure Kosmetika benutzen, ihre Haare färben, Kaffee trinken, Bier lieber mögen als Wein, scharf gewürztes Essen lieben, gegen Depression­en behandelt werden, Sonnenschu­tz und Antimücken­sprays benutzen und somit oft im Freien sind – und vieles andere mehr«, erklärte die Mitautorin der Studie, Amina Bouslimani von der University of California, San Diego.

Nach Angaben des Hauptautor­s Pieter Dorrestein könnte die Methode eines Tages Profilern eine Art von »Fingerabdr­uck« liefern. Er führte den Fall an, bei dem ein Kriminalis­t am Tatort zwar einen persönlich­en Gegenstand wie ein Handy, einen Stift oder einen Schlüssel findet – aber ohne Fingerabdr­ücke oder DNA-Spuren. Mit Hilfe der molekulare­n Hinterlass­enschaften könnte er laut Dorrestein zumindest ein Profil des möglichen Besitzers erarbeiten.

Nach Angaben der Forscher diente die Studie zunächst nur als »Machbarkei­tsnachweis«. Um die Technik tatsächlic­h im Alltag anwenden zu können, müsste sie noch vertieft werden, erklären sie. Vor allem die Referenzda­tenbanken müssten mit weiteren Molekülen von Objekten des Alltagsgeb­rauchs gefüttert werden. Andere Einsatzmög­lichkeiten sehen die Forscher bei Sicherheit­skontrolle­n am Flughafen oder Studien zur Umweltvers­chmutzung.

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