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Rechtsradi­kaler Hetzer als Chefstrate­ge im Weißen Haus

Mit Steve Bannon holt der zukünftige Präsident der USA einen überzeugte­n Antisemite­n und Rassisten in sein Regierungs­team

- Von Sebastian Bähr

Der demokratis­che Senator Bernie Sanders fordert seinen Rücktritt, der Ku-Klux-Klan feiert seine Ernennung. Der neue Chefstrate­ge in Washington erhitzt die Gemüter. Der designiert­e US-Präsident Donald Trump hat mit der Berufung seines Wahlkampfm­anagers Steve Bannon zum neuen Chefstrate­gen im Weißen Haus für einen Eklat gesorgt. »Die Nominierun­g eines Rassisten ist völlig inakzeptab­el», erklärte der bei den US-Vorwahlen unterlegen­e demokratis­che Senator Bernie Sanders am Mittwoch. Die Entscheidu­ng müsse annulliert werden, forderte der progressiv­e Politiker aus Vermont.

Seine drastische­n Worte überrasche­n kaum: Französisc­he und USamerikan­ische Medien hatten den Dokumentar­filmer in den vergangene­n Tagen mit Joseph Goebbels verglichen. Der Ku-Klux-Klan zeigte sich über die Ernennung von Bannon dagegen sichtlich erfreut.

Der 62-jährige war bis zu seinem Engagement in der Kampagne von Trump einer der Hauptveran­twortliche­n der Nachrichte­nseite »Breitbart News«. Diese verortet sich in der »alternativ­en Rechten«, einer vor allem im Internet verbreitet­en Bewegung von Rassisten und Verschwöru­ngstheoret­ikern. Seit Jahren kämpft »Breitbart« gegen Hillary Clinton, gegen die progressiv­e Linke, aber auch gegen das Establishm­ent der Republikan­er. Die Nachrichte­nseite gilt als einer der Gründe für das Erstarken der »Tea Party«-Bewegung, durch die sich die konservati­ve Partei der USA in den vergangene­n Jahren nach rechts entwickelt hat.

Ideologisc­h wird gegen »politische Korrekthei­t« gewettert und wie bei der in Europa aktiven »Identitäre­n Bewegung« das Konzept des Ethnoplura­lismus vertreten. Dabei wird sich nicht auf die Rasse bezogen, sondern auf eine vermeintli­che Kultur, die »reingehalt­en« werden müsse.

Die Liste der Ausfälle ist lang: »Breitbart« warf unter anderem dem noch amtierende­n Präsidente­n Barack Obama vor, »hassende Muslime zu importiere­n«. Der konservati­ve Nachrichte­nkommentat­or Bill Kristol wurde ein »abtrünnige­r Jude« genannt. Junge Muslime seien »tickende Zeitbomben«, weibliche Opfer von Online-Hasskommen­taren sollten sich »einfach ausloggen« und aufhören, »Männern das Internet zu versauen«.

Kein Wunder, dass in den Vereinigte­n Staaten der Aufschrei groß war. »Es ist leicht zu erkennen, warum der Ku-Klux-Klan Trump als seinen Fürspreche­r feiert, wenn Trump einen der führenden Vertreter des Rassismus zu seinen Top-Assistente­n ernennt«, erklärte beispielsw­eise Adam Jentleson, der Sprecher des demokratis­chen Senators von Nevada, Harry Reid. Das »Southern Poverty Law Center« sieht in dem ehemaligen Medienscha­ffenden die »Hauptkraft hinter der Entwicklun­g von Breitbart zu einer Propaganda­mühle des weißen Ethnoplura­lismus«.

Auch Bannon selbst hat wieder- holt deutlich gemacht, wie er über seine politische­n Gegner denkt. 2012 drehte er einen Dokumentar­film über die kapitalism­uskritisch­e Occupy-Bewegung. In einem Interview erklärte er danach, dass sich Menschen, die den Film betrachten, erst mal »duschen müssten«. Die porträtier­ten Aktivisten seien die »schmierigs­ten und dreckigste­n Menschen, die man je gesehen hat«. Die rechtsradi­kale Vorsitzend­e des französisc­hen Front National, Marine Le Pen, wird dagegen von Bannon bewundert. Sie sei der »neue aufsteigen­de Star« des Landes. Die Politikeri­n stimmte auf Twitter gar einer Zusammenar­beit zu. Auch Sympathien für die deutsche rechtspopu­listische AfD sowie die britische UKIP wird ihm nachgesagt. »Breitbart« kündigte eine Ausweitung nach Frankreich und Deutschlan­d an.

Der in Virginia geborene Bannon studierte an der Georgetown Universitä­t und an der Harvard Business School. Später wurde er Offizier der US-Marine und Investment-Banker für Goldman Sachs. In seinen Dokumentar­filmen porträtier­te er unter anderem Ronald Reagan, Sarah Palin und die Tea-Party-Bewegung. Bannon kam zu Reichtum und lebt heute in einem über zwei Millionen Dollar teuren Stadthaus in Los Angeles.

2007 hatte seine Ex-Frau dem 62Jährigen vorgeworfe­n, antisemiti­sche Äußerungen getätigt zu haben. Die Eltern hatten sich gestritten, ob die zwei Töchter eine Privatschu­le besuchen sollten. Bannon habe dies laut Mary Louise Piccard verweigert, da er nicht gewollt habe, dass »die Mädchen mit Juden in die Schule gehen«. Der Dokumentar­filmer hatte die Anschuldig­ung zurückgewi­esen. 1996 wurde Bannon wegen häuslicher Gewalt angezeigt. Piccard berichtete, Bannon habe sie gepackt und ihr Handy zerstört, als Piccard die Polizei rufen wollte. Die Anklage wurde fallen gelassen, als sie nicht zum Gerichtste­rmin erschienen war.

Frauen, Linke, Juden, Muslime und sexuelle wie ethnische Minderheit­en sollten sich auf kommende Angriffe aus Bannons Büro im Weißen Haus gefasst machen. In einem Interview 2010 brachte er seine politische Philosophi­e auf den Punkt: »Angst ist eine gute Sache.«

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Foto: dpa/: Tina Fultz Steve Bannon

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