Bankenfreund
Mary Jo White hatte die Wall Street gezügelt. Die Leiterin der US-Börsenaufsicht SEC regelte seit April 2013 im Auftrag von Präsident Barack Obama den Finanzmarkt, legte Großbanken an die Leine und stellte Hedgefonds unter verstärkte Aufsicht. Bis 2019 hätte sie ihr Amt ausüben können, doch unter Donald Trump will sie nicht weitermachen. Für den künftigen US-Präsidenten bedeutet das freie Hand bei seiner im Wahlkampf angekündigten Deregulierungspolitik. Er hat stets das so genannte Dodd-Frank-Gesetz kritisiert, das für White die Grundlage ihrer Reformen der US-Hochfinanz war.
Zwar hat Trump noch keinen Nachfolger für White benannt, aber es scheint auf Paul Atkins zuzulaufen. Der war 2002 von ExPräsident George W. Bush in die SEC berufen worden und verließ sie im August 2008. Derzeit ist er Geschäftsführer bei Patomak Global Partners, einer Beratungsfirma für Finanzdienstleister. In Trumps Übergangsteam ist er für den Finanzbereich zuständig. Der 1958 geborene Jurist gilt als Gegner zu strenger Regulierung der Finanzwelt.
Dafür ist er schon oft kritisiert worden. So war Atkins stets gegen die Bestrafung von Banken durch die Politik, das sollte der Markt regeln. 2005 verteidigte er das Rückdatieren von Aktienoptionen für Manager, die sich finanzielle Vorteile verschafften. Vor der Kern- schmelze der Wall Street trat Atkins für die Zulassung geringerer Eigenkapitalquoten für Banken ein, was Bear Stearns oder Lehman Brothers ermöglichte, mehr Geld aufzunehmen und toxische hypothekengesicherte Papiere zu kaufen. Die führten zur Finanzkrise.
Trump kann neben Whites Posten weitere drei Sitze besetzen. Die SEC hat fünf Mitglieder, wegen eines internen Streits der Demokraten ist bisher aber nur einer der ihnen zustehenden Sitze vergeben.
Der SEC haben die unter White durchgesetzten Strafzahlungen gegen Banken richtig Geld gebracht. In den letzten drei Jahren nahm die Behörde 13,4 Milliarden Dollar ein (12,45 Milliarden Euro). Das wird Atkins mit seiner bankenfreundlichen Linie wohl nicht toppen können.