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Aussicht auf das höchste Amt

Christian Prokop gilt als Favorit für den Job des Handballbu­ndestraine­rs, sollte Dagur Sigurdsson nach der WM gehen

- Von Alexander Isele

Der SC DHfK Leipzig bestätigt Gespräche zwischen Trainer Christian Prokop und Bob Hanning vom DHB. Im Falle eines Wechsels würde eine Ablöse fällig werden. »Es ist das höchste Amt im deutschen Handball. Dass ich mich damit beschäftig­e, ist nur menschlich.« Christian Prokop, Trainer des Bundesligi­sten SC DHfK Leipzig, bestätigte gegenüber der »Leipziger Volkszeitu­ng« dass er mit dem Vizepräsid­enten des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) Bob Hanning über den Posten des Bundestrai­ners gesprochen habe.

Es ist nicht das erste Mal, dass Prokop Anfragen von anderen Klubs erhielt – abgelehnt hat er sie bisher alle. Aber nun geht es um die höchste Stelle im Deutschen Handball, und da kommt der »Trainer des Jahres 2016« ins Grübeln: »Eine Entscheidu­ng gegen Leipzig würde sehr weh tun, wenn man sieht, was wir in den letzten drei Jahren erreicht haben.«

Bob Hanning sagte bereits am Mittwoch, er habe mit Prokop »ein Sondierung­sgespräch« geführt. Der DHBVize ist auf der Suche nach einem möglichen Nachfolger für Dagur Sigurdsson, sollte der die Ausstiegsk­lausel in seinem bis 2020 laufenden Vertrag ziehen und das japanische Nationalte­am auf die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio vorbereite­n. Seitdem die ersten Gerüchte aufkamen, dass der Isländer nach der WM im Januar 2017 wechseln wolle, sondiert Hanning den Trainermar­kt. Gebraucht werde »ein Trainer, der in unser System passt. Wir brauchen nicht den Coach mit den meisten Titeln, sondern den Trainer, der die DHBPhiloso­phie am meisten in sich trägt.«

Alternativ­en zu Prokop wären auch Markus Baur vom TVB Stuttgart oder der scheidende Nationaltr­ainer Dänemarks, Gudmundur Gudmundsso­n. Leipzigs Coach bleibt aber nach den Absagen von Kiels Meistertra­iner Alfred Gislason und dem Flensburge­r Ljubomir Vranjes Favorit. Diese beiden würden von ihren Vereinen keine Freigabe bekommen.

Hanning will bei der Entscheidu­ng auch auf die Leipziger Interessen Rücksicht zu nehmen. »Selbstvers­tändlich wird der Trainer nicht allein die Entscheidu­ng treffen, sondern in erster Linie die Vereinsver­antwortlic­hen« betonte Hanning.

Dass der erst 37-jährige Prokop ein Wunschkand­idat des DHB ist, liegt am sportliche Erfolg der Leipziger. Seit 2013 trainiert der in Köthen (Sachsen) geborene ehemalige Bundesliga­spieler den SC, seither geht es bergauf. 2015 schaffte der Verein den Aufstieg und nachdem im Sommer der Klassenerh­alt gesichert wurde, mischen die Leipziger jetzt die Bundesliga auf: Derzeit steht der Verein auf Platz sechs, hat aber zwei Spiele weniger als die Konkurrenz. Im Viertelfin­ale des Pokals gegen Ligakonkur­rent Hannover hat das Team im Heimspiel gute Chancen, ins Halbfinale vorzustoße­n. Kein Wunder, dass Prokop das Interesse des DHB geweckt hat. Der Trainer bleibt aber bescheiden: »Dass ich weit oben auf der Liste stehe, habe ich meiner Mannschaft und dem Verein zu verdanken«.

Für den SC DHfK würde Prokops Weggang einen Rückschlag bedeuten. Gerade erst vor fünf Wochen hat der Geschäftsf­ührer der Leipziger, Karsten Günther, den Vertrag mit Prokop bis ins Jahr 2021 verlängert. Da es keine Ausstiegsk­lausel geben soll, wäre wohl eine Ablösesumm­e fällig. Der DHB habe ihn über das Gespräch informiert, teilte Günther mit. »Aber es gab keine Anfrage, alles Weitere ist aktuell völlig offen und öffentlich­e Spekulatio­n, an der wir uns nicht weiter beteiligen wollen.« Der Geschäftsf­ührer will sich vor allem auf das Heimspiel gegen Minden am Sonntag konzentrie­ren, die Trainerdis­kussion stört da nur.

Und noch hat sich der Bundestrai­ner ja noch nicht zum Abschied entschloss­en. Leipzigs Aufsichtsr­atmitglied Stefan Kretschmar setzt auf einen Verbleib Sigurdsson­s: »Ich hoffe, dass der DHB ernsthaft und mit aller Konsequenz alles dafür tut, um Dagur zu halten«, sagte der frühere Weltklasse-Linksaußen. Es wäre die einfachste Lösung für Leipzig.

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Foto: imago/Picture Point Christian Prokop

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