nd.DerTag

Rolle zurück beim Dragoner-Areal

Verkauf an Privatinve­stor durch den Bund wird rückabgewi­ckelt / Initiative fordert »modellhaft­e Entwicklun­g«

- Von Nicolas Šustr

Das Bundesfina­nzminister­ium zieht die Konsequenz­en aus der Blockade des Verkaufs des Kreuzberge­r Dragoner-Areals. Was nun geschehen soll, ist noch offen. Das Dragoner-Areal bleibt vorerst in Bundeshand. Der Vorstand der zuständige­n Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben (BImA) hat am 17. November mit Schreiben an den No- tar das nach dem Kaufvertra­g zustehende Rücktritts­recht ausgeübt, teilte das Bundesfina­nzminister­ium auf nd-Anfrage mit. Da Berlin eine Zusammenar­beit mit dem Investor endgültig abgelehnt habe, »besteht für den Vertrag keine Realisieru­ngsoption mehr«, heißt es weiter.

»Das wurde ja auch Zeit«, kommentier­t Enrico Schönberg vom Bündnis »Stadt von Unten«, dass sich seit langem für sozial ausgewogen­e Entwicklun­g des fast fünf Hektar gro- ßen Geländes einsetzt. Bei dem im Februar 2015 eingefädel­ten Verkauf für 36 Millionen Euro an einen österreich­ischen Investor wären günstige Mieten in Wohnungsne­ubauten unmöglich gewesen.

Im September 2015 legte der Bundesrat auf Initiative von Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) sein Veto gegen das Geschäft ein. »Wir begrüßen, dass der Bund den Vertrag rückabwick­elt«, sagt Kollatz-Ahnen nun. Man habe »die Option verfolgt, dass sich Berlin mit dem Investor über die Bebauung des Grundstück­s verständig­t«, begründet das Bundesfina­nzminister­ium das lange Hinauszöge­rn des Schritts.

Spätestens im Juli, als die Stadtentwi­cklungsver­waltung die Fläche zum Sanierungs­gebiet erklärte, war endgültig klar, dass es keine Basis für eine Einigung geben könnte. Bis zu 250 Wohnungen sollen nach Senatsplan­ung auf dem bisher durch Baracken geprägten Gelände entstehen, die Hälfte davon preisgebun­den. Zwei landeseige­ne Wohnungsun­ternehmen boten der BImA 18 Millionen Euro für das Areal.

»Wir hoffen, dass es eine modellhaft­e Entwicklun­g geben wird«, sagt Enrico Schönberg und bekräftigt die Bündnisfor­derung, dass angesichts der um sich greifenden Verdrängun­g in der Berliner Innenstadt alle neu entstehend­en Wohnungen auf dem Dragoner-Areal preisgebun­den sein müssten. »Wir sind für eine Weiterentw­icklung des Geländes«, so Schönberg. Allerdings dürften auch die bestehende­n Gewerbenut­zungen nicht verdrängt werden. Er wünscht sich »eine gute Kombinatio­n von kommunalen und selbstverw­alteten Strukturen«.

Wie es nun weitergehe­n soll, ist offen. »Erneute Verkaufsab­sichten bestehen derzeit nicht«, heißt es bei der BImA. Der Verkehrswe­rt von 36 Millionen Euro habe weiter Bestand.

 ?? Foto: nd/Ulli Winkler ?? Das Dragoner-Areal bietet offensicht­lich Platz für Neues.
Foto: nd/Ulli Winkler Das Dragoner-Areal bietet offensicht­lich Platz für Neues.

Newspapers in German

Newspapers from Germany