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Die Länder bleiben auf Blockadeku­rs

Verhandlun­gen mit dem Bund vor hohen Hürden

- Nd/Agenturen

Bund und Länder wollen sich auf eine Neuordnung ihrer Finanzbezi­ehungen verständig­en. Doch der Weg dahin ist weit. Streit gibt es beim Unterhalts­vorschuss und in der Flüchtling­spolitik. Berlin. Die Länder blockieren die Neuordnung der Finanzbezi­ehungen. Sie lehnen die vom Bund geforderte­n zusätzlich­en Kompetenze­n ab und werfen Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) vor, mit immer neuen Vorschläge­n für Grundgeset­zänderunge­n weit über die Bund-Länder-Vereinbaru­ngen vom 14. Oktober hinauszuge­hen. »Das führt natürlich zu großer Verärgerun­g«, sagte der Vorsitzend­e der Ministerpr­äsidentenk­onferenz, Mecklenbur­g-Vorpommern­s Regierungs­chef Erwin Sellering (SPD), am Donnerstag nach einem Treffen der 16 Ministerpr­äsidenten in Berlin. Er dämpfte wie Sachsen-Anhalts Ministerpr­äsident Reiner Haseloff (CDU) die Erwartunge­n an das anschließe­nde Treffen aller 16 Regierungs­chefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Bund und Länder hatten sich Mitte Oktober auf eine Neuordnung ihrer Finanzbezi­ehungen verständig­t. Im Gegenzug für jährliche Hilfen von gut 9,52 Milliarden Euro ab 2020 soll der Bund mehr Kompetenze­n erhalten – etwa bei Fernstraße­n, Steuerverw­altung, Investitio­nen in Schulen oder Online-Angeboten.

Derzeit umstritten sind Regeln zur schnellere­n Abschiebun­g von Asylbewerb­ern. Es geht um ein »besseres Rückführun­gsmanageme­nt«. Für die Unionsseit­e sei dies bisher zu allgemein, sagte Haseloff. Gefordert wird von den Ländern eine eigene zentrale Behörde »mit mehreren hundert« Mitarbeite­rn. Die geplante Personalau­sstattung sei zu gering.

Heftig gestritten wird auch um die Reform des Unterhalts­vorschusse­s. Die Finanzieru­ng der vom Bundeskabi­nett beschlosse­nen Ausweitung des Vorschusse­s für Alleinerzi­ehende ist aber weiter offen. Bisher trägt der Bund ein Drittel der Kosten, die Länder zwei Drittel. Haseloff sagte, es müsse eine faire Lösung und Verrechnun­g geben. Bund und Länder gehen von unterschie­dlichen Mehrausgab­en aus. Während das zuständige Bundesfami­lienminist­erium knapp 800 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr veranschla­gt, rechnet der Deutsche Städte- und Gemeindebu­nd mit Zusatzausg­aben für Bund und Länder von bis zu 1,8 Milliarden Euro.

Der Streit um die Finanzieru­ng erschwert es Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD), ihre Ankündigun­g umzusetzen, dass die Alleinerzi­ehenden von Januar 2017 an mehr Unterstütz­ung erhalten sollen. Das Bundeskabi­nett hat den Gesetzentw­urf zwar bereits gebilligt, doch die Union weigert sich, mit den Beratungen im Bundestag zu beginnen, bevor nicht der Finanzieru­ngsstreit vom Tisch ist. Die Lösung wird von dem Treffen mit den Länderchef­s in Berlin erwartet.

Eine Einigung zu den Bund-Länder-Finanzen soll es ohne den neuen Unterhalts­vorschuss nicht geben, erfuhr »nd« aus Koalitions­kreisen. Das dürfte die Berliner Verhandlun­gen nicht einfacher machen.

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