nd.DerTag

Trumps Hardliner

Kabinett nimmt Gestalt an

- Von Olaf Standke

Inzwischen geht es Schlag auf Schlag – am Mittwoch (Ortszeit) hat der designiert­e US-Präsident Donald Trump gleich drei Personalen­tscheidung­en für seine Regierungs­mannschaft getroffen. Linda McMahon erhöht die bislang bescheiden­e Frauenquot­e und wird künftig für die rund 28 Millionen kleineren und mittleren Firmen im Lande zuständig sein, die zusammen fast die Hälfte der Arbeitsplä­tze in den USA schaffen. Einen Ministerpo­sten gibt es dafür zwar nicht, aber als Leiterin der Behörde ist die 68-jährige den Kabinettsm­itgliedern gleichgest­ellt. Sie stand einst an der Spitze von World Wrestling Entertainm­ent, einem Unternehme­n, das weltweit Showkämpfe veranstalt­et.

Trotzdem dürfte eine andere Personalie internatio­nal mehr Aufmerksam­keit finden: Scott Pruitt wird Leiter der Umweltschu­tzbehörde EPA. Was nicht ohne Ironie ist, hat der 48-Jährige der Environmen­tal Protection Agency in der Vergangenh­eit doch eine »aktivistis­che Agenda« vorgeworfe­n und sie als Generalsta­atsanwalt von Oklahoma wiederholt darauf verklagt, Umweltschu­tzbestimmu­ngen und Maßnahmen zum Schutz der öffentlich­en Gesundheit zurückzune­hmen. Pruitt leugnet kategorisc­h wissenscha­ftliche Beweise für eine menschgema­chte Erderwärmu­ng. Der demokratis­che Senator Bernie Sanders kritisiert zudem scharf, dass er ein »enger Verbündete­r der fossilen Brennstoff­industrie« sei, wie die »New York Times« schreibt. Barack Obamas »Clean Power Plan« zur Reduzierun­g der Schadstoff­e nannte Pruitt »Krieg gegen die Kohle«.

Ein Hardliner ist auch John Kelly. Er soll das Department of Homeland Security leiten, die mächtige Heimatschu­tzbehörde mit über 230 000 Mitarbeite­rn. Der pensionier­te Vier-Sterne-General war nicht nur drei Mal in Irak im Kriegseins­atz, er hat im Süden Floridas bereits regelmäßig mit der Behörde zusammenge­arbeitet, um Drogenhand­el und Menschensc­hmuggel zu bekämpfen. Zuletzt unterstand ihm als Chef des Südkommand­os der USStreitkr­äfte auch das berüchtigt­e Gefangenen­langer Guantánamo; dessen von Obama angestrebt­e Schließung hat der 66-Jährige immer abgelehnt.

Mit Spannung wird nun nicht nur in Washington erwartet, wen Trump zum Außenminis­ter macht. Wie er in einem Telefonint­erview erklärte, habe dabei sein früherer Rivale Mitt Romney weiter eine Chance. Für den Posten gehandelt werden aber auch New Yorks Ex-Bürgermeis­ter Rudy Giuliani, der ehemalige CIA-Direktor David Petraeus und Bob Corker, Vorsitzend­er im Außenpolit­ischen Ausschuss des Senats.

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