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Afghanista­npleite festlich geschmückt

Von der Leyen sprach in Masar-i-Scharif: Fürchtet euch nicht, denn ich verkündige euch große Erfolge

- Agenturen/nd

Mit dem traditione­llen Besuch in Afghanista­n genügte Ministerin von der Leyen ihrer politische­n vorweihnac­htlichen Pflicht. Masar-i-Scharif. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) hat bei einem Besuch deutscher Soldaten in Afghanista­n zum entschloss­enen Kampf gegen den Terror aufgerufen. »Sie stehen dafür ein, dass wir uns nicht unterkrieg­en lassen vom Terror, dass wir uns wehren gegen diejenigen, die die Menschen terrorisie­ren«, sagte sie am Donnerstag vor Soldaten im Feldlager von Masar-i-Scharif.

Die Ministerin warnte vor einem zu schnellen Abzug aus Afghanista­n. Dort sei ein »langer Atem« notwendig. »Es ist so viel erreicht worden. Das dürfen wir nicht dadurch gefährden, dass wir vorschnell abziehen.«

Afghanista­n wird vor allem von den radikalisl­amischen Taliban terrorisie­rt. Die Sicherheit­slage hat sich in diesem Jahr stark verschlech­tert. Um 22 Prozent sei 2016 die Zahl der bewaffnete­n Auseinande­rsetzungen gegenüber 2015 gestiegen, hieß es jüngst bei der Vorstellun­g eines Berichts des UN-Sicherheit­srats. Bis zum 18. Dezember zählten Nothelfer rund 580 000 Kriegsvert­riebene – mehr als doppelt so viele wie die UNO zu Anfang des Jahres noch erwartet hatte. Mehr als 1,2 Millionen Menschen waren schon zuvor auf der Flucht im eigenen Land.

Erst in der Nacht zum Donnerstag haben Talibanter­roristen mitten in der Hauptstadt Kabul das Haus eines afghanisch­en Parlamenta­riers aus der umkämpften Provinz Helmand überfallen und acht Menschen getötet, darunter zwei Enkelkinde­r des Politikers. Spezialkrä­fte konnten den Angriff erst nach Stunden beenden. Helmand ist neben der Nordprovin­z Kundus, in der bis 2013 noch die Bundeswehr stationier­t war, ein Hauptziel vieler Talibanoff­ensiven. Im November hatten die Dschihadmi­lizen das erst 2013 eröffnete deutsche Generalkon­sulat in Masar-i-Scharif angegriffe­n. Sechs Menschen wurden getötet, 128 verletzt. Das Auswärtige Amt entschied daraufhin, das Konsulat ins Feldlager zu verlegen.

Von der Leyen sieht trotzdem Erfolge im Kampf gegen die Taliban. »Die Taliban haben ihr Ziel in diesem Jahr nicht erreicht, nämlich eine größere Provinzhau­ptstadt einzunehme­n.«

»Wir wissen, dass Frieden und Freiheit nicht selbstvers­tändlich sind«, sagte von der Leyen. Die ganze Weltgemein­schaft müsse entschiede­n gegen den Terror vorgehen, sei es in Europa, im Nahen Osten, in Afrika oder auch in Afghanista­n.

Die Bundeswehr ist seit 15 Jahren in Afghanista­n. Aus einem Kampfeinsa­tz ist inzwischen eine Ausbildung­s- und Beratungsm­ission geworden. Von einst mehr als 5000 deutschen Soldaten sind noch rund 950 übrig, die meisten davon in Masar-i-Scharif.

Trotzdem ist es immer noch der größte Auslandsei­nsatz der Bundeswehr. Erst in der vergangene­n Woche war er vom Bundestag um ein weiteres Jahr verlängert worden. Von der Leyen war zum fünften Mal innerhalb von drei Jahren in Afghanista­n. Die Besuche der deutschen Verteidigu­ngsministe­r kurz vor Weihnachte­n sind mittlerwei­le üblich.

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