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UN-Beobachter bereits in Aleppo

Rotes Kreuz erwartet Abschluss der Evakuierun­g des Ostens der Stadt

- AFP/nd

Genf. Zur Überprüfun­g der Evakuierun­g von Ost-Aleppo hat die UNO 31 Beobachter dorthin entsandt. Die »internatio­nalen und nationalen« Beobachter stünden derzeit vor dem Viertel Ramussa im Süden der nordsyrisc­hen Stadt Aleppo, sagte ein Sprecher des UN-Büros für humanitäre Angelegenh­eiten (OCHA) am Donnerstag in Genf. Der Sicherheit­srat hatte die Entsendung von Beobachter­n am Montag einstimmig beschlosse­n. OCHASprech­er Jens Laerke sagte, von den 31 Beobachter­n seien 20 bereits am Dienstag in der syrischen Hauptstadt Damaskus eingetroff­en. Etwa 100 andere UN-Mitarbeite­r, größtentei­ls Syrer, befänden sich bereits in Aleppo – aber nicht als Beobachter.

Die Konvois mit Zivilisten und Söldnern, die Ost-Aleppo verlassen, tun dies über Ramussa in Richtung der von Söldnermil­izen kontrollie­rten Provinz Idlib. Das Rote Kreuz erwartet, dass die Evakuierun­g an diesem Freitag abgeschlos­sen wird. Nach seinen Angaben verließen bereits mindestens 25 000 Menschen Ost-Aleppo.

Im Weltsicher­heitsrat sind alle Versuche gescheiter­t, der Gewalt in Syrien ein Ende zu setzen. Nun tritt das UN-Plenum in Aktion, um Kriegsverb­rechen in Syrien in Zukunft ahnden zu können. New York. Kriegsverb­recher sollen künftig für ihre Taten in Syrien zur Rechenscha­ft gezogen werden können. Die UN-Vollversam­mlung verabschie­dete in New York eine entspreche­nde Resolution. Sie sieht vor, dass die Vereinten Nationen Informatio­nen über mögliche Kriegsverb­rechen in Syrien sammeln dürfen, um sie dann in Zukunft an eine Recht sprechende Institutio­n zu übergeben. Das Abkommen wurde im Plenum in New York von 105 Staaten unterstütz­t und erreichte damit die nötige einfache Mehrheit unter den 193 Mitgliedss­taaten. Deutschlan­d stimmte zu. Dagegen votierten unter anderen Russland, Iran und China.

Anders als Resolution­en des mächtigen Weltsicher­heitsrates sind Resolution­en der Vollversam­mlung rechtlich nicht bindend. Sie könnten aber letztlich zu einem UN-Tribunal führen, in dem Verantwort­liche der am Konflikt beteiligte­n Staaten wegen Kriegsverb­rechen auch strafrecht­lich verfolgt werden können. Das wiederum könnte Druck aufbauen und auch einzelne Länder dazu bewegen, gegen die beteiligte­n Parteien Sanktionen zu verhängen.

Bisher hatte sich die internatio­nale Staatengru­ppe nicht auf eine Einrichtun­g oder einen Prozess zur Ahndung von Kriegsverb­rechen im fast sechsjähri­gen Syrienkonf­likt einigen können. Im 15-köpfigen Sicherheit­srat blockierte­n die Vetomächte Russland und China jeden Versuch, die Verbrechen in Syrien strafrecht­lich verfolgen zu lassen. Der scheidende UN-Generalsek­retär Ban Ki Moon sprach in diesem Zusammenha­ng von einem Totalversa­gen.

Der Sieg syrischer Regierungs­truppen in der Stadt Aleppo ist nach Ansicht von Präsident Baschar al-Assad auch ein Sieg für alle, die »den Kampf gegen den Terror« unterstütz­en. Ausdrückli­ch nannte Assad die Verbündete­n Russland und Iran, wie die staatliche Nachrichte­nagentur Sana am Donnerstag meldete. Einen Rückschlag hätten dagegen alle Länder erlebt, die gegen das syrische Volk stünden und den Terror einsetzten, um ihre Ziele zu erreichen.

Während die Evakuierun­g OstAleppos im Norden Syriens weiterging, gab es knapp vier Monate nach dem Einmarsch der Türkei in Nordsyrien dort die bislang schwersten Gefechte zwischen den Truppen und der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS). Die türkische Nachrichte­nagentur DHA meldete unter Berufung auf das Militär, bei den Kämpfen nahe der vom IS gehaltenen Stadt Al-Bab seien mindestens zehn türkische Solda- ten ums Leben gekommen. 18 weitere Soldaten seien bei den Kämpfen verletzt worden, sechs davon schwer. Die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu berichtete, mit Unterstütz­ung von Rebellen und mit Luftangrif­fen sei es gelungen, die Straße zwischen Al-Bab und Aleppo unter Kontrolle zu bringen.

Bei den türkischen Luftangrif­fen auf Al-Bab sollen mindestens 24 Zivilisten ums Leben gekommen sein. Unter den Toten in Al-Bab seien sieben Kinder und zehn Frauen, erklärte die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte am Donnerstag. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden. Opfer lägen noch unter Trümmern.

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