Ein echter Schauspieler
Selbstverständlich halte er sich für den besten Schauspieler der Welt. Da könne es überhaupt keinen Zweifel geben. Als Lars Eidinger diese Sätze vor ein paar Jahren in einer TV-Samstagabendtalkshow mit bierernstem Blick aussprach, da musste selbst die eloquente Moderatorin verdutzt das Parlieren pausieren. Sie wusste offenbar nicht, welche Rampensau ihr die Redaktion da eingeladen hatte, kannte deren Vorliebe für manierierte Kapriolen nicht und ihr war unbekannt, wie gern das feste Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne mit dem Klischee des exzentrischen Bühnenstars spielt.
Denn natürlich wusste Eidinger, dass seine Aussage ziemlicher Quatsch ist. Wie sollte sich in der Kunst objektiv beurteilen lassen, wer was wie und warum am besten kann? Dass im Schauspielgewerbe ebenso wie im Literatur-, Ausstellungs- oder auch im Musikbetrieb trotzdem alles auf Wettbewerb, Preisverleihungen und Bestenlisten ausgerichtet ist, darin liegt eben jene in einer Marktwirtschaft unumgängliche Wahrheit, die Eidinger vorführte. Er selbst hat schon einige Auszeichnungen erhalten, nicht nur in Form von Preisen. Seine Quasi-OneMan-Shows als Hauptdarsteller der Shakespeare-Stücke »Hamlet« und »Richard III.« an der Schaubühne sind seit Jahren regelmäßig ausverkauft. Der 40-Jährige trat auch schon häufig als Filmakteur in Erscheinung (»Alle anderen«, »Grenzgang«, »Die Wolken von Sils Maria«) und erhielt den Preis der Deutschen Filmkritik (2013), den Grimme-Preis (2014) und den Deutschen Hörbuchpreis (2016).
Für den Deutschen Fernsehpreis war Eidinger bereits zwei Mal nominiert. Für »Familienfest« und »Terror« ist er es jetzt erneut. Zu wünschen wäre ihm, dass er das Ding am 2. Februar entgegennehmen darf. Denn im Gegensatz zu vielen der dort üblicherweise Prämierten gilt für ihn, was Christian Ulmen vor zwei Jahren seine unbeholfene Kunstfigur Uwe Wöllner im Gespräch mit Eidinger feststellen ließ: »Du bist nicht so ein Angeberschauspieler mit GZSZ und so, sondern ein richtiger Schauspieler mit Theater und so!«