nd.DerTag

Blanker Aktionismu­s

Stefan Otto glaubt nicht, dass die elektronis­che Fußfessel zu mehr Sicherheit führt

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Nach dem verheerend­en Anschlag in Berlin kann man eines mit ziemlicher Sicherheit sagen: Auch eine elektronis­che Fußfessel hätte den Attentäter nicht von seinem Handeln abgehalten, was an der Konzeption der Überwachun­g liegt. In der zentralen Überwachun­gsstelle im hessischen Bad Vilbel können die Beamten zwar ziemlich genau die Position eines jeden Fesselträg­ers per GPS-Ortung nachvollzi­ehen, mehr aber nicht. Dass sich der Tatverdäch­tige Anis Amri nun auf dem Weihnachts­markt am Breitschei­dplatz aufhielt, hätte alleine noch keinen Alarm ausgelöst, sofern ihm dies nicht explizit als Verbotszon­e auferlegt worden wäre. Nur eine solche Zone dürfen Fesselträg­er nicht betreten. Nun gibt es aber in jeder Stadt eine Vielzahl von weichen Anschlagzi­elen, die für Terroriste­n sehr einfach zu erreichen sind. Zu viele, um sie alle als verbotenes Gebiet auszuweise­n.

Die elektronis­che Fußfessel mag für andere Fälle sinnvoll sein. Wenn durch sie etwa jugendlich­e Delinquent­en angehalten werden, einen regelmäßig­en Tagesablau­f einzuhalte­n. Dann kann sie erzieheris­che Maßnahmen unterstütz­en. Doch als Sicherheit­sinstrumen­t taugt sie in ihrer derzeitige­n Anwendung nicht. Insofern ist eine Ausweitung der elektronis­chen Fußfessel, wie sie Justizmini­ster Heiko Maas vorhat, purer Aktionismu­s.

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