Ein vorgegaukeltes Geschenk
Oliver Kern sieht im Stadionkauf von RB Leipzig einen cleveren Trick
Darf man mal etwas Gutes über RasenBallsport Leipzig schreiben? Diese »neureichen«, »wettbewerbsverzerrenden« »Brausefußballer«, wie sie fast überall beschimpft werden. Doch jetzt das: RB bleibt in der Stadt, baut kein neues Stadion im Umland und beugt sich dem Wunsch der Fans, das bisschen Tradition zu bewahren, das den Verein umgibt: das Zentralstadion. So heißt es zwar nicht mehr, aber wen kümmern schon Namensrechte?
In Leipzig wird der Klub mehrheitlich als Gewinn gesehen. Endlich wieder Erstligafußball, ganz ohne Ausschreitungen oder rassistische Fangesänge. Dazu eine volle Arena bei fast jedem Heimspiel, was die Steuereinkünfte der Stadt steigert. Das alles wollte Leipzig nicht aufgeben, also kämpften Politiker samt Fans gegen Klubpläne, ein eigenes Stadion außerhalb der Stadtgrenzen zu bauen. Mit Erfolg: RB kauft nun das alte.
Doch hat der Klub wirklich einen Wunsch der Fans erfüllt, die ansonsten wie in keinem anderen Bundesligaverein von Entscheidungen ausgeschlossen werden? Wohl kaum, denn für die Anhänger hat sich nichts geändert. RB hat nur eine selbst aufgestellte Drohung zurückgezogen, dazu nun die alleinige Kontrolle über das Stadion und die Möglichkeit, so viele Logen einzubauen, wie es der Sponsor will. Und das wird bejubelt. Es ist wirklich nicht so einfach, etwas Gutes über RB zu schreiben.