nd.DerTag

Gambias Präsident will nicht weichen

Yahya Jammeh weist Einmischun­g der westafrika­nischen Wirtschaft­sgemeinsch­aft ECOWAS zurück

- Von Armin Osmanovic, Dakar

Gambias Präsident Yahya Jammeh will nach seiner Wahlnieder­lage trotz aller Kritik im Amt bleiben. Dabei hatte er jene zur allgemeine­n Überraschu­ng anfangs anerkannt. Gambias Präsident Yahya Jammeh macht keine Anzeichen zurücktret­en zu wollen. Auch der Druck der Regionalor­ganisation ECOWAS, ein Zusammensc­hluss westafrika­nischer Staaten, die vier Präsidente­n, an der Spitze die liberianis­che Präsidenti­n Ellen Johnson Sirleaf, nach Gambia zur Unterredun­g mit Jammeh sendeten, änderte bislang an seiner Haltung nichts.

Jammeh hatte das Ergebnis der Wahl am 1. Dezember, seine Niederlage gegen den Herausford­erer Adama Barrow, zunächst anerkannt und angekündig­t, sich auf seine Farm zurückzuzi­ehen. Eine Reaktion, mit der in Gambia und darüber hinaus niemand gerechnet hatte und die die Siegesfeie­rn der Jammeh-Gegner noch ausgelasse­ner werden ließen: Wir haben es geschafft!

Nach Tagen absoluter Kommunikat­ionsstille machte Jammeh am 9. Dezember indes einen Rückzieher, sprach von Wahlbetrug durch die Wahlkommis­sion und beharrt seitdem auf einer Annullieru­ng des Urnengangs und eine Wiederholu­ng der Wahl. Der Fall liegt nun beim Verfassung­sgericht. Am 19. Januar ist die Amtseinfüh­rung von Barrow angesetzt. Mindestens bis dahin bleibt die Lage spannend.

Die westafrika­nischen Länder wie auch Paris, das in Westafrika traditione­ll großen Einfluss hat, bestehen auf das von der Wahlkommis­sion veröffentl­ichte Ergebnis und die Nieder- lage Jammehs. Die Wahlkommis­sion hat Fehler eingestand­en, aber auch klargemach­t, dass sie an der Niederlage Jammehs nichts änderten, was die Revision des Ergebnisse­s gezeigt hätte. Jammeh behauptet indes, dass viele seine Anhänger ihre Stimme nicht mehr abgegeben hätten, weil vorschnell ein Sieg von Barrow verkündet worden wäre.

Gambias Machthaber Jammeh regiert das Land seit 22 Jahren. Er ist durch einen unblutigen Militärput­sch 1994 an die Macht gekommen. Das Militär stützt bis jetzt Jammeh. So hat der Oberbefehl­shaber der Armee, General Badjie, zunächst verlauten lassen, dass er das Ergebnis der Wahl respektier­e, später hatte er aber verkündet, dass der Präsident Jammeh sei und dieser ihm seinen Sold bezahle, er ihm also Gefolgscha­ft schulde. Andere führende Offiziere drückten indessen ihre Loyalität gegenüber dem gewählten Präsidente­n Barrow aus.

Internatio­nale Menschenre­chtsorgani­sationen klagen Jammeh an, Menschenre­chte zu verletzen, beispielsw­eise Homosexuel­le zu verfolgen, und von ihm ungeliebte Personen, Opposition­elle, ins Gefängnis zu werfen und auch in einigen Fällen zu foltern. Nach der Wahl gab es denn auch Stimmen im Land, die forderten, Jammeh wegen Menschen- rechtsverl­etzungen vor dem Internatio­nalen Strafgeric­htshof in Den Haag anzuklagen. Auch Barrow hatte dies nicht ausgeschlo­ssen.

Das westafrika­nische Land mit etwa 1,9 Millionen Einwohnern lebt vornehmlic­h vom Tourismus, es ist vor allem bei Touristen aus Großbritan­nien beliebt, die in der ehemaligen Kolonie des Vereinigte­n Königreich­s günstig Urlaub in tropischer Umgebung machen wollen. Wichtig ist auch der Handel. Die Hauptstadt Banjul mit ihrem Hafen ist ein Umschlagpl­atz für Güter aller Art von Zucker bis zu Gebrauchtw­agen, die in die Nachbarsta­aten, vor allem nach Senegal weiterverk­auft oder ge- schmuggelt werden, da in Gambia die Einfuhrzöl­le niedriger sind.

Von 1982 bis 1989 bildeten Gambia und Senegal eine Konföderat­ion. Gambia ist bis auf die Mündung des gleichnami­gen Flusses gänzlich von Senegal eingeschlo­ssen. Im Jahr 1981 war Senegals Militär in Gambia einmarschi­ert, um dort für Ordnung zu sorgen, nachdem es dort zu einem Putsch gekommen war. 1998 marschiert­en senegalesi­sche Soldaten im Nachbarlan­d Guinea-Bissau ein, nachdem das Land im Bürgerkrie­g zu versinken drohte.

Eine mögliche Militärint­ervention in Gambia wird nicht ausgeschlo­ssen. Die Soldaten der ECOWAS seien dazu bereit, war Marcel A. de Souza, Chef der ECOWAS Kommission zu hören. Man sei auf den Ernstfall vorbereite­t.

Senegals Präsident, Macky Sall, hat eine neuerliche Interventi­on seines Landes beim kleinen Nachbarn jedoch ausgeschlo­ssen und ist damit auch Spekulatio­nen entgegenge­treten, wonach bereits Elitetrupp­en der senegalesi­schen Armee an der Grenze stationier­t worden seien. Senegals Präsident nahm aber seinen Staatsbesu­ch in Frankreich zum Anlass, gemeinsam mit dem französisc­hen Staatspräs­identen François Hollande den Druck auf Jammeh zu erhöhen. Beide forderten den gambischen Machthaber auf, die Entscheidu­ng der Bevölkerun­g zu respektier­en.

Jammehs Versuch, mit Hilfe der religiösen Führer an der Macht zu bleiben, schlug fehl. Die eingeladen­en Imame und Priester hatten, genauso wie vor ihnen viele Gewerkscha­fter und die Handelskam­mer des Landes, Jammeh zum Gehen aufgeforde­rt. Jammeh zeigte sich enttäuscht und sprach von Verrat. Der Druck auf ihn wächst.

 ?? Foto: AFP/Seyllou ??
Foto: AFP/Seyllou

Newspapers in German

Newspapers from Germany